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Montag, 6. September 2010

Home Sweet Home


Jetzt bin ich wieder zu Hause in Deutschland und freue mich riesig auf die Zeit hier. Die Frage ist nur, wie lange ich hier bin...

Indien ist ein schönes, aufregendes Land, und ich habe nur einen Bruchteil davon gesehen. Ich werde bestimmt irgendwann wieder zurückkehren. Es war nicht immer einfach, doch der leichteste Weg ist oft der langweiligste. Ich habe viele Dinge ausprobiert und Grenzen ausgetestet.

Ich hoffe, ihr konntet mich ein wenig auf meiner Reise begleiten und an meinen Abenteuern teilhaben. Hoffentlich haben Euch mein blog und die Fotos, die ich von Zeit zu Zeit gepostet habe, gefallen, die besten habe ich nicht in Netz gestellt. Wer sie sehen möchte, der ist herzlich eingeladen!

Ich hatte eine tolle Zeit in den letzten drei Monaten. Ich habe viel gelernt und erfahren - am meisten über mich selbst!

Die nächste Tour kommt bestimmt und der dazugehörige blog vielleicht auch. Danke für's lesen!

Essen in Indien






Über das indische Essen könnte man ewig philosophieren; ich versuche deshalb das für mich Wesentliche zusammenzufassen und mal mein tägliches Essen zu beschreiben.

Frühstück: Paratha, curd, pickles und chai
Paratha ist ein dünnes, rundes Brot, das so ähnlich wie ein Fladenbrot ist. Oft ist es gefüllt verschiedenen Dingen wie aloo (Kartoffel), paneer (fermentierter Käse) oder anderen Gemüsesorten und Kräutern. Dazu am besten noch eine kleine Schüssel curd (Joghurt) und meist in Chili eingelegte Pickles. Zu jedem indischen Morgen gehört ein guter chai. Chai ist eigentlich mehr Milch als Tee, indem viele verschiedene Gewürze wie Ingwer oder Cardamon sind. Die Hauptzutat eines chais ist jedoch eine Unmenge an Zucker. Für mich war dies der Start eines jeden Tages.

Mittagessen: Das typische indische Mittagessen ist Thali. Thali ist eine Silberplatte mit verschiedensten Dingen darauf, die in der genauen Zusammensetzung von Ort zu Ort variieren. Typischerweise bekommt man Dal (Linsen), ein bis zwei Sorten Curry (ein Curry ist kein Gewürz, sondern Gemüse oder Fleisch in Soße!), Reis und Roti (Brot); machmal gibt es noch Gurken, Tomaten und Zwiebeln dazu.
In den vielen Dhabas (kleine Straßenrestaurants mit kleiner Speisekarte) bekommt man ein solches Thali meist für rund einen Euro und kann soviel essen wie man will.

Abendessen: Mein liebstes Abendessen war palak paneer (Käse in Spinatsoße). Man bestellt ein solches Curry und muss dazu noch eine Beilage ordern, die normalerweise entweder Roti oder Reis ist. Die Auswahl bei solchen Curries ist schier unendlich. Nur ein verschwindend geringer Teil der Curries ist nicht vegetarisch. Zum Nachtisch gab es bei mir immer noch einen Lassi (Joghurtdrink), den man klassisch, süß oder mit Früchten genießen kann.

Wo man isst: Ich finde, je kleiner die Speisekarte, desto besser das Essen. Die Restaurants mit westlichen Gerichten sind nach meiner Erfahrung nicht so gut wie die Dhabas. Je dreckiger die Küche, desto besser das Essen!

Wie man isst: In Indien isst man mit den Fingern, und auch nur mit der rechten Hand (die linke ist für'n Arsch). Vorher auch immer die Hände waschen. Mit den Händen zu essen ist ganz einfach. Man mischt das Curry mit dem Reis und formt daraus eine kleine Kugel. Dann mit den Fingern zum Mund führen und mit dem Daumen in den Mund schnipsen. Wenn man Roti bestellt hat, dann reist man ein Stück ab und formt daraus eine Art Schaufel. Wie es weitergeht, muss ich nicht erklären.

Ich selber habe das indische Essen lieben gelernt, die vegetarische Küche fand ich toll und ich habe Fleisch überhaupt nicht vermisst. Das Essen ist nicht, wie viele denken, scharf, es ist lediglich sehr gut gewürzt. Da Indien sehr groß ist, gibt es viele verschiedene Arten von Essen und Gerichten; am besten, man probiert sie alle mal selber aus.

Mittwoch, 1. September 2010

19 Millionen und 1

Sechs Tage bin ich nun in Delhi und heute ist es Zeit Abschied zu nehmen - von Delhi und von Indien.

Diese Stadt ist einfach unbeschreiblich. Egal wann, egal wo, man ist nie alleine, hoert Dauerhupen und hat tausende von Geruechen in der Nase. Wenn man in Indien ist, dann sollte man nicht mit Delhi beginnen, weil man sich sonst sofort in den naechsten Flieger zurueck setzt. Es bedarf ein wenig Erfahrung, um hier zu ueberleben. Diese Satdt ist sehr stressig und man muss sich darauf einlassen wollen. Staendig wird man von Kindern mit grossen, traurigen Augen angebettelt. Die Armut hier ist enorm und fuer jeden spuer- und sichtbar. Am besten man ignoriert sie, wenn nicht, dann ist man schnell arm und die Nerven werden ueberstarpaziert. Die rund 19 Mio. Menschen in der Metropolregion machen das Leben nicht einfacher. Schupsen und draengeln ist der Normalzustand. Als 'goro' ist man sowieso nur eine laufendes Portemonnaie. Das Wort, das ich in den letzten Tage am meisten genutzt habe, war "no!"

"Do you want rickshaw, sunglases, hash, belt, shoes, t-shirt...?"

"No, no, no...!"

Trotzdem ist die Stadt fantastisch. Man hat Old Delhi mit seinen engen Gassen und Maerkten. Viele Sehenswuerdigkeiten sind dort. New Delhi ist fast wie eine westliche Metropole. Am Connaught Place bekommt man alles, was es in allen anderen Metropolen auf dieser Welt gibt, mit aehnlichen Preisen. Neben Mumbai sind diese beiden Stadtteile das pulsierende Zentrum Indiens.

Die Stadt ist einfach so riesig; jeden Tag habe ich einen anderen Stadtteil besucht und trotzdem nur einen Bruchteil gesehen. Jeden Tag habe ich etwas Neues erlebt.

Als ich das letzte Mal hier war, habe ich es gehasst, ich konnte kaum atmen. Zur Zeit ist Monsunzeit, deshalb ist der Smog nicht so schlimm. Dafuer hat man jeden Tag 35°C und 100% Luftfeuchtigkeit, was das Einschlafen zur Qual macht.

Ich koennte noch studenlang weiter erzaehlen, aber mein Flieger geht bald. Man muss diese Stadt einfach selber erleben, um sich ein Bild zu machen. Man kann aber nur zu zwei Ergebnissen kommen:

Entweder man hasst diese Stadt oder man liebt sie.

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Epilog

Fatima und Hassan sind nun getrennte Wege gegangen.

Und was ist aus ihnen passiert?

Niemand weiss das so genau!

Auf irgendeiner Strasse auf dieser Welt werden sie sich bestimmt wieder begegnen!

Fatima ist noch am selben Abend in der grossen Stadt angekommen und dort geblieben. Einige Tage spaeter hat eine Sturzflut die grosse Satdt heimgesucht, bei der viele, viele Menschen starben. Fatima steht bestimmt wieder an irgendeinem Strassenrand, bereit fuer das naechste Abenteuer!

Hassan fand einen Truck, der ihn zwei Tage lang durch das ferne Land mitnahm; er schlief in einem Nomadenzelt und zwischen zwei Truckern in der Fahrerkabine, er trank Bergwasser, brauchte 12 Stunden fuer 20km ueber einen einzigen Berg. Hassan hatte niemanden, mit dem er sprechen konnte, denn niemand sprach dieselbe Sprache wie er. Trotzdem hatte er eine tolle Fahrt.

Als es den letzten Berg hinab - hinaus dem fernen Land - ging, dachte Hassan an seine Zeit mit Fatima zurueck. Er dachte an all die Erlebnisse, er dachte an seine letzte Frage an Fatima, er dachte an ihre Antwort...

...er laechelte!

Mahatma - grosse Seele

Ein Mann, den ich sehr verehre!

Mohandas Karamchand Gandhi

*2. Oktober 1869
†30. Januar 1948



Montag, 30. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 7

Grosse Augen blickten Fatima und Hassan an, als sie aufwachten. Natuerlich waren die Kinder schon auf den Beinen und die beiden Schlaftrunkenen immer noch genauso interessant wie am Vortag. Der Klassenraum musste geraeumt werden, da der Unterricht bald begann. Nach einem staerkenden Fruehstueck bedankten sich die beiden Aushilfslehrer mit einer Spende und gingen wieder ihren Weg zur Strasse.

An einer Kreuzung machten Fatima und Hassan halt und warteten auf das naechste Auto. Das naechste Fahrzeug, das hielt, war der Bus. Was fuer ein Glueck! Der faehrt naemlich nur dreimal im Monat.

Wieder ging es den reissenden Strom entlang, diesmal allerdings flussabwaerts. Es wurden Orte passiert, die in den beiden Erinnerungen weckten. Das Tal zog sich in die Laenge, bis der Bus eine Pause machte. Es war der Ort, indem die beiden schon einmal standen, nur einige Tage zuvor. Diesmal fuehrte die Strasse nach rechts zurueck in die grosse Stadt und nach links hinaus aus dem fernen Land.

Beide, Fatima und Hassan, wussten, dass sich ihre Wege hier trennen wuerden. Fatima wuerde zurueck in die grosse Stadt fahren und Hassan weiter sein Glueck suchen. Sie sassen eine ganze Weile nebeneinander und schauten in das Land, indem sie so viel erlebt und erfahren hatten. Die Stille schien unendlich. Doch Hassan war rastlos; wortlos stand er auf, nahm seine Sachen und blickte Fatima tief in die Augen.

"Sind wir nun Hippies?"

Samstag, 28. August 2010

Rajasthan II

Die letzten Wochen waren anstrengend. Der Wuestenstaat Rajasthan hat mir viel abverlangt. Ich habe viel gesehen und erlebt. Es gab viele Highlights:

Karni Mata - ein jainistischer Tempel mit 100.000 Ratten. Eine davon ist weiss. Wenn man sie sieht hat man Glueck im Leben. Das gleiche gilt, wenn eine Ratte einem ueber die Fuesse laeuft. Anscheinend habe ich kein Glueck.

Jaisalmer - eine tolle Stadt in der Wueste mit einem beeindruckenden Fort und toller Architektur. Leider hatte ich Probleme mit der oertlichen Kamelmafia und bin deshalb nicht mit einer Karawane durch die Wueste gezogen.

Jodhpur - fuer mich das schoenste Fort in Rajasthan mit einem tollen Ausblick ueber die blaue Altstadt. Vor den Toren der Stadt der majestaetische Maharadsha-Palast.

Udaipur - schaut einfach nur James Bond, Octopussy

Bundi - ich hatte eine nicht so ansprechende Nacht. Als ich aufwachte war ich belagert von uendlich viel Getier, die Toilette und Dusche funktionierte nicht. Es war ein kurzer Aufenthalt.

Pushkar - eine der heiligsten Staedte fuer Hindus mit 150 Tempeln. Ich wollte nur relaxen. Ich hatte fuer vier Tage mein eigenes Haus mit Garten und Swimmingpool - und das alles fuer einen Spottpreis.

Nun steht das letzte Kapitel an - Delhi.
Noch fuenf Tage...

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 6

Es war kalt auf 4.500m Hoehe, sodass Fatima und Hassan, bevor die ersten Sonnenstrahlen ueber die Gipfel lugten, aufwachten. Der Ausblick - einer der schoensten den die Welt je gesehen hat - entschaedigte die beiden fuer die kalte Nacht. An diesem Morgen war es Zeit diesen unbeschreiblich schoenen Ort zu verlassen und das Glueck wieder auf der Strasse zu suchen.
Ein Reiseveranstalter, der gerade auf Erkundungs- und Fotoreise war, nahm die beiden mit und erklaerte ihnen die einheimische Flora und Fauna. Fatima und Hassan hatten von einem anderen See in der Naehe gehoert, der vielleicht auf dem Weg lag. Der Reiseveranstalter fuhr leider nicht zu diesem See, aber er wuerde die beiden bei heissen Quellen rauslassen. Dort wuerden sie schon ein Auto finden. Der Tag war wolkenlos und die Sonne stand immer steiler am Himmel, als das Auto stoppte und der nette Mann in die Ferne deutete. Etwas, das so aussah wie ein Geysir, waren die heissen Quellen. Schnell sahen Fatima und Hassan nur noch Satub. Als sich die Wolke legte erkannte die beiden ihr Dilemma. Wueste! Die Sonne brannte und Fatima und Hassan sassen mitten in der Wueste, eingeschlossen von massiven Bergen. Es verging eine Stunde und kein Auto war in Sicht; nach etwa zwei Stunden hoerten die beiden ein stetig lauter werdendes Geraeusch. Ein Auto kam - und fuhr an ihnen vorbei. Eine weitere Stunde spaeter kam ein weiteres Auto. Diesmal machte sich der Fahrer sogar die Muehe wegzuschauen als er die beiden passierte.
"Hoffentlich war dies kein Fehler!" Das Wasser wurde allmaehlich knapp und die Sonne immer erbarmungsloser.
"Lass' uns gehen."
"OK!"
Das waren die einzigen Worte fuer die naechsten Kilometer.
Langsam fingen Fatima und Hassan an zu dehydrieren und die Halluzinationen nahmen zu. Irgendjemand der beiden sah immer ein Dorf hinter der naechsten Kuppe oder Biegung. Langsam wurde es kritisch fuer die beiden. Nach einem schier endlosen Marsch durch die brennende Mittagssonne wurde aus Einbildung Realitaet. Ein Dorf lag vor den beiden! Am Ende ihrer Kraefte suchten sie im Dorf nach einem Geschaeft oder Restaurant - sie wollte nur noch Wasser. Nichts war zu finden. In ihrer Verzweiflung fragten Fatima und Hassan an irgendeinem Haus nach Wasser. Laechelnd wurde in eine Richtung gedeutet. Die beiden Abenteurer sprachen nicht die selbe Sprache wie die Einheimischen, doch der Weg war klar. Immer den Berg hinauf, bis sie an einem Tor nicht mehr weiterkamen. "SOS T.C.V." stand an dem Tor.
Sofort wurden sie von mehreren Dutzend Kindern umringt, die gerade Mittagspause hatten. Was fuer ein Glueck fuer die beiden. Sie bekamen Wasser, Tee und sogar ein Mittagessen von dem alten, schrobigen Koch, der in diesem Internat arbeitete. Als Dank gaben Fatima und Hassan den Nachmittag ueber Unterricht in ihrer Sprache und in Geografie. Der Schulleiter versprach einen Klassenraum und zwei Matratzen fuer die beiden bereitzustellen. Sie hatten eine Schlafplatz in einem Klassenraum fuer Waisen- und Fluechtlingskinder gefunden!
Spielzeug hatten die nicht, deshalb waren Fatima und Hassan das Spielgeraet fuer den restlichen Tag. Sie mussten Turnen und Schubkarrenrennen spielen. Die Kameras der beiden waren besonders beliebt bei den Kindern; jeder wollte ein Foto machen und sich dann selber begutachten. Waehrend alledem wurden sie von dem Koch beobachtet. Als er merkte, dass die beiden eine Pause von den Kindern brauchten, lud er sie zu sich in die Kueche zum Abendessen ein. Die Kueche war eher eine Garage, wobei in den meisten Laendern die Garagen sauberer sind als diese Kueche. Aber das war den beiden egal. Das Essen schmeckte hervorragend.
Als es Zeit war zu Bett zu gehen, marschierten Fatima und Hassan mit rund 60 Kindern zum oertlichen Waschhaus. Es gab nur einen Ort zum Waschen in diesem Dorf, den alle Bewohner nutzten, so auch die beiden Gestrandeten.
Erschoepft von diesem ereignisreichen Tag sanken Fatima und Hassan im Klassenraum der zweiten Klasse, unter einem Stundenplan mit acht Tagen, auf ihre Matratzen und schliefen friedlich ein.

Dienstag, 24. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 5

Es sollte ein guter Tag fuer Fatima und Hassan werden. Schon das erste Auto, das vorbeikam, stoppte und nahm die beiden mit. Es war mal wieder das Militaer. Diesmal aber nicht in einem Jeep, sondern mit einem Lastwagen. Die Soldaten hatten riesige Turbane; in diesem Land gilt das als Helm. Aus den Lautsprechern droehnte Musik, es wurde Schokolade gereicht und ueber dies und das geplaudert. Die Fahrt ging immer weiter den Fluss entlang in Richtung verbotene Zone. Je naeher sie zur verbotenen Zone kamen, desto mehr versuchten Fatima und Hassan die Sodaten davon zu ueberzeugen, sie mit in die verbotenen Zone an die Grenze zu den Roten mitzunehmen. Eine Schranke beendete die Fahrt fuer die beiden Abenteuerlustigen. Die Soldaten fuhren geradeaus weiter in die verbotene Zone und Fatima und Hassan mussten ihren Passierschein abgeben, damit sie nach rechts ueber die Bruecke durften. Jeder, der diese Bruecke passieren will, muss einen Passierschein haben. Also warteten die beiden an der Bruecke auf jemanden, der sie mitnahm. In der Zwischenzeit wurden Musikinstrumente ausgepackt und mehr schlecht als recht gespielt. Viele Autos passierten die beiden - alle aus der falschen Richtung - jedes hielt an und manche machten sogar Fotos von Fatima und Hassan, so wie sie mit all ihren Sachen am Strassenrand sassen und musizierten.
Schon das zweite Fahrzeug, das in die richtige Richtung fuhr, nahm die beiden mit. Die holprige Strasse wand sich durch ein kleines Tal. Es ging stetig bergauf, ueber einen kleinen Pass, vorbei an einem kleinen See. Beobachtet wurde der Tross von wilden Pferden und Murmeltieren. Ein mehr oder weniger ausgetrocknetes Flussbett diente als Strasse bis sich zu allen Seiten das Tal oeffnete und ein 20 Kilometer langer Spiegel vor Fatima und Hassan lag. Ein riesiger See, das Wasser so rein und klar, dass sich die umliegenden schneebedeckten Wipfel glasklar spiegelten. Mehrere Stunden konnten sie ihre Blicke nicht von dieser Schoenheit lassen. In diesem Moment brauchten sie keine Worte, sie waren mit sich und der Welt im Reinen.
Das Froesteln nach dem Verschwinden der Sonne brachte Fatima und Hassan wieder zurueck in die Realitaet. Ein Nomadenzelt diente als Restaurant fuer den Abend. Die lokale Kueche, zubereitet auf traditionelle Art und Weise, war ein Festschmaus, optisch allerdings das Gegenteil.
Auch an jenem Abend kamen die drei Stunden Strom, die dieser Ort jeden Tag bekommt, nicht an. So mussten Fatima und Hassan frierend aber gluecklich schlafen gehen.

Samstag, 21. August 2010

Rajasthan I




Jaisalmer Fort

Die Architektur von Jaisalmer

Maharastra Palace, Jodhpur

The Blue City, Jodhpur

City Palace, Udaipur

Lake Palace, Udaipur

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 4

Die ersten Sonnenstrahlen am Morgen bedeuteten fuer Fatima und Hassan die naechste Phase im Leben eines Hippies. Im neuen Outfit und ohne Uhr standen die beiden am Ausgang der grossen Stadt und warten auf jemanden, der sie mitnehmen wuerde - egal wohin.
Zwei Trucker waren bereit die beiden Abenteurer mitzunehmen. Aber schon nach kurzer Fahrt wurde es hektisch in der Fahrerkabine. Es war Zeit das Mittagessen zuzubereiten. Waehrend der Fahrer genuesslich an seinem Joint zog und den Tanklaster durch die Berge steuerte, begann der andere den Gaskocher auszupacken, Zwiebeln zu schneiden und Reis und Dal zu kochen. Mit was fuer einer Praezision er auf der holprigen Strasse die verschiedenen Gewuerze in die Toepfe auf dem wackeligen Gaskocher gab und das Mittagessen servierte; Fatima und Hassan waren beeindruckt. Wenigstens zum Essen wurde dann doch angehalten. Die vier waren gerade wieder unterwegs, da wurde es abermals hektisch. Die Frontscheibe drohte hinauszufallen. Halb hing sie noch in der Verankerung. Das war ein grosses Problem, das unmittelbar geloest werden musste. Fatima und Hassan wurden Zeugen von pragmatischem Handwerk: Zunaechst mit Schraubenzieher, spaeter mit Suppenkelle wurde die Scheibe - so weit es ging - wieder zurueck in die Verankerung gebracht. Zusaetzlich hielt der eine der beiden die Scheibe fest. Unsere Ziellosen erlebten so noch einige Kilometer, bevor die gemeinsame Reise endete. Die armen beiden Jungs im Truck hatten noch mehr als zwei Tage durchs holprige Hochgebirge vor sich.
Fatima und Hassan standen an einer der wenigen Kreuzungen im Land. Rechts ging es ueber zwei Tagesreisen hinaus aus dem fernen Land, links noch tiefer in die unwirkliche Landschaft.
Wiederum war es das Militaer, das milde mit den beiden war. Die Fahrt ging durch ein enges spitzes Tal, immer den Fluss hinauf. Fatima und Hassan hatten schon lange kein Haus mehr gesehen, als das Fahrzeug stoppte. Zur einen Seite der steile Fels, zur anderen der reissende Fluss mit einer kleinen, wackeligen Bruecke. Geradeaus fuehrte die Strasse in die Unendlichkeit der engen Schlucht. Der Militaerjeep zwaengte sich ueber die schmale Bruecke und aus Ziellosigkeit wurde Planlosigkeit. Die beiden blickten sich um. Ein Bild war auf den Fels gesprayt. 'Love' und 'Peace' waren die Worte darauf. Fatima und Hassan waren auf den richtigen Weg, er musste nur bezwungen werden.
Schon nach kurzem Wege lag ein Militaercamp vor den beiden. Und wieder gab es ein deftiges, aber nicht sehr berauschendes Mittagessen in einer Militaerkantine. Aus dem Essen wurde eine handfeste Diskussion ueber Politik und den Sinn des Einsatzes der Soldaten. Die meisten Soldaten hatten eine andere Meinung als Fatima und Hassan. "Der naechste Ort ist mehr als 20 Kilometer entfernt", sagten die Soldaten, bevor die beiden Weltenbummler wieder ihr Glueck unterwegs suchten.
Per pedes und mit einem allzu gierigen Einheimischen gelangten sie muede ins naechste Dorf. Die heissen Quellen im Ort eigneten sich gut zur Entspannung nach diesem anstrengenden Tag. Mit dem Rauschen des Flusses, der spaeter einmal zu einem der maechtigsten des Kontinents wird, schliefen Fatima und Hassan voller Vorfreude auf den naechsten Tag ein.

Montag, 16. August 2010

Busfahren in Indien - eine Gebrauchsanweisung


Die Wahl des Buses: privat oder oeffentlich? Der private Bus ist fuer laengere Strecken und ueber Nacht gut geeignet. Meistens ist er klimatisiert, also warm anziehen. Er ist komfortabler als der oeffentliche, jedoch ungefaehr doppelt so teuer.
Der oeffentliche Bus ist ein Erlebnis, besonders auf langen Strecken, wenn man mehrmals umsteigen muss. Oft druecken die Knie gegen den Vordersitz, nach einer Weile bedauert man, dass man kein Sitzkissen hat, und der Sitzplatz wird gerne mit anderen geteilt. Preislich mit 1-1,5 Rs pro Kilometer unschlagbar.
Die Strecke: Private Busse fahren zwischen fast allen groesseren Staedten und Touristenzentren. Meistens macht er eine Pause unterwegs. Er ist gut fuer lange Strecken.
Der oeffentliche Bus faehrt fast ueberall. Man muss nur den Arm rausstrecken und er haelt. Da er ziemlich oft haelt, dauert die Fahrt und man muss vor allem auf langen Strecken oefter umsteigen. Deshalb ist es empfehlenswert, moeglichst immer an Verkehrsknotenpunkten umzusteigen. So dauert die Fahrt nicht sehr viel laenger als die mit dem privaten Bus. Meistens gibt es gute Anschlussmoeglichkeiten.
Die Wahl des Platzes: Generell ist es angenehmer vorne zu sitzen, weil der Bus dort nicht so schaukelt. Am besten ganz vorne links, denn dort ist der einzige Einzelplatz, man hat Platz fuer Gepaeck und die Sicht ist am besten. Falls man dort keinen Platz gefunden hat, sollte man sich an einen Fensterplatz setzen. Mit einer frischen Brise in der Nase ist die Fahrt angenehmer. Wenn man gross ist, und in Indien ist damit meine Groesse gemeint, dann sollte man sich an die Eingaenge setzen. Die Knie danken es einem.
Im Bus: Der private Bus ist angenehm, man braucht nicht viel. Etwas zu trinken, ein kleiner Snack und vielleicht etwas warmes zu zum ueberziehen reichen. Manchmal gibt es eine DVD, aber ansonsten zuruecklehnen und aus dem Fenster schauen.
Der oeffentliche Bus ist anders. Da er oft eine Pause macht, kann man bequem kalte Getraenke und Snacks unterwegs bekommen. Wenn nicht gerade eine Pause ist, dann sollte man niemals seinen Sitzplatz verlassen. Binnen weniger Sekunden ist er weg. Am Fenster zu sitzen hat hat den Vorteil, dass nur von einer Seite gedrueckt wird. Man sollte also immer seine Ellenbogen bereit haben. Im Draengeln sind die Inder Weltmeister.
Das Personal: Normalerweise sind der Fahrer und der Conductor im Bus. In oeffentlichen Bussen ist der Conductor sehr wichtig. Man bezahlt die Fahrt bei ihm und er hat die Regie ueber den Bus. Dabei ist die Trillerpfeife sein wichtigstes Untensil. Er gibt dem Fahrer damit zeichen, wie weit man vom Abgrund oder von entgegenkommenden Autos entfernt ist. Ansonsten bedeutet einmal pfeifen STOPP und zweimal LOS.
Sonstiges: Fremder Achselschweiss im Gesicht ist im oeffentlichen Bus keine Seltenheit.
Oft muss das Gepaeck auf dem Dach verstaut werden, also Regenschutz nicht vergessen und vor allem das Gepaeck gut befestigen.
Besonders in Grossstaedten sind die Busse immer ueberfuellt. Manchmal muss man auf's Dach oder haengt aus der Tuer, die normalerweise immer offen ist, heraus.
Man sollte auch nie direkt hinter einer Frau am Fenster sitzen. Staendig haengt eine aus dem Fenster und uebergibt sich. Es laeuft entweder an der Aussenseite des Buses hinunter oder fliegt nach hinten...
Bewertung: Der private Bus ist wesentlich kofortabler und teurer als der oeffentliche. Auf Grund der Menschen, die man im oeffentlichen Bus trifft, ist es wesentlich spannender mit ihm zu fahren. Ich empfehle jedem mit dem oeffentlichen Bus zu reisen!

Samstag, 14. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 3

Der naechste Morgen brachte Fatima und Hassan einen weiteren Schritt naeher zu perfekten Hippies. Sie begannen sich sie Freiheit zu nehmen, den Zufall ueber weiteres entscheiden zu lassen. Ihr Schicksal lag in den Haenden des ersten Autofahrers, der fuer sie anhalten wuerde. Und wie es das Schicksal so wollte, hielt ein Jeep der Armee fuer die beiden Ziellosen an.
"Wohin wollt ihr?"
"Wohin fahrt ihr?"
Verdutzte Blicke der Soldaten, dann: "Wir fahren zum naechsten Militaerstuetzpunkt."
"Koennen wir mitkommen?"
Unglaeubige Blicke der Soldaten, aber: "OK!"
Also sassen Fatima und Hassan mal wieder in einem Fahrzeug der Armee und wurden durch die hohen Berge chauffiert. Interessiert wurde sich dabei ausgetauscht. Die beiden erzaehlten von ihren Erlebnissen, wobei auch den Name des Kommandeurs fiel. Die Augen der beiden Soldaten im Auto wurden immer groesser, bis einer fragte: "Habt ihr Hunger?"
Eine halbe Stunde spaeter sassen Fatima und Hassan in einer Militaerkantine irgendwo in den Bergen und hatten ein eher fades Mittagessen.
Bald war es Zeit aufzubrechen. Es dauerte nicht lange, bis eine nette Familie fuer die beiden hielt. Wieder ging es Kurve um Kurve bergauf und -ab. Fatima und Hassan hatten Glueck, denn die Familie hatte reichlich proviant im Gepaeck. So schlugen sie sich den Bauch voll, ehe sie wieder in der grossn Stadt angekommen waren.
Einen Tag wollten die beiden Abenteurer hier rasten, um sich auf weiteres vorzubereiten. Saemtliche Genehmigungen fuer das gesamte ferne Land wurden beschafft und weitere Plaene geschmiedet.
Der naechste Schritt auf dem Weg zu perfekten Hippies musste getan werden. Es war Zeit das Aeussere an den neuen Lebensstil anzupassen. Abends vor dem Spiegel bewunderten Fatima und Hassan ihren neuen Look und waren bereit den naechsten Schritt ins Hippieleben zu gehen. Am naechsten Morgen warteten wieder die maechtigen Gipfel auf unsere beiden moechtegern-Hippies.

Donnerstag, 12. August 2010

Regen, Regen, Regen...

Nach den aufregenden Zeiten, mussten auch mal wieder etwas ruhigere kommen. Ich bin seit einiger Zeit wieder in Dharamsala und habe meine Forschungen fortgefuehrt. Ich habe mich nochmal durch fast jedes Buch in der Tibetan Library gearbeitet, alle Buchhaendler in der Stadt sind mittlerweile meine Freunde und ich habe mich schon das ein oder andere Mal mit Ministern der tibetischen Exilregierung zum Tee getroffen und geplaudert. Mit dem Tibetan Center for Conflict Resolution habe ich eine Zusammenarbeit verabredet. Sie werden mich bei meiner Arbeit unterstuetzen. Ein Paket mit Buechern hat gestern Dharamsala verlassen; sie mitzunehmen waere Wahnsinn gewesen. Elf Kilo, wer sich erinnert, ich bin mit sechs gestartet.
Das Ziel meiner Reise muss ich leider fuer gescheitert erklaeren. Mehrere mails und Briefe sowie einige persoenliche Anfragen habne zu keinem Ergebnis gefuehrt. Der Dalai Lama und sein Sekretariat reagieren nicht auf meine Anfragen, noch nicht einmal eine Absage haben sie mir zukommen lassen. Ich bin enttaeuscht, Eure Heiligkeit!
Deshalb ist meine Zeit gekommen. Das Wetter hier ist einfach nur anstrengend. Die Temperatur ist volkommen in Ordnung, aber den ganzen Tag Sturzregen ist demotivierend. Wenn wir schon beim Thema Regen sind. Wurde in Deutschland ueber Ladakh und die Flut berichtet? So viele Menschen sind gestorben und noch viele mehr werden vermisst. Es gibt keinen Strom, die Strassen sind unpassierbar und viele andere wilde Geschciten werden sich hier erzaehlt. Gluecklicherweise habe ich genau diese Region einen Tag vor der Katastrophe verlassen. Von Lara und James habe ich bisher noch kein Lebenszeichen empfangen koennen. Ich hoffe, es geht ihnen gut!
Aber zurueck...
Es regnet hier den ganzen Tag, also habe ich mich fuer das Gegenteil entschieden. Es geht in die Wueste, nach Rajasthan, auf in ein neues Abenteur...

Montag, 9. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 2

Mit Sonnenaufgang endeten die Traeume von Fatima und Hassan. Der Tag begann und die beiden beschlossen an einem der groessten Laster unser Menschheit zu arbeiten - sie stellten die Zeit ab. Sie wollten ohne Zeit leben und taten es bis zum Ende unser Geschichte. Anstatt einer Uhr, wurde jeden Tag das Datum und der Wochentag auf den Unterarm geschrieben. Mehr Zeit brauchten die beiden nicht.
So standen Fatima und Hassan an jenem Morgen wieder an der Strasse. Viele Autos passierten die beiden, fast alle waren ueberfuellt. Es dauerte eine ganze Weile bis ein weisser Jeep fuer die beiden hielt. Ein freundlicher Soldat mit riesiger Sonnenbrille sprang aus dem Auto und begruesste die beiden herzlich. Es war dem Kommandeur von Vortag. Unsere Abenteurer hatten noch seine Worte im Ohr: "My boys will take care of you!" Und so war er es, der sich um die Wartenden kuemmerte. Schnell wurde einige Gewehre und weitere Ausruestungsgegenstaende beiseite geraeumt, sodass die Weltenbummler Paltz im Jeep hatten. Rasend schnell ging es bis zur groesten Ortschaft in der Region, wo alsbald eine Bleibe gefunden wurde.
Viele Menschen waren an jenem Tag in diesem Ort, einige kamen von weit, weit her, andere aus den umliegenden Bergdoerfern, aber fast alle kamen nur wegen einer Person. Wie Ameisen liefen die vielen menschen den Huegel am Rande der Stadt hinauf, so auch Fatima und Hassan. Fast alle hatten traditionelle Kleidung an, als ob es ein Festtag war. Fuer die meisten war es ein Festtag, viele waren Pilger; sie kamen um diese eine Person zu sehen und zu hoeren.
Je weiter die beiden Abenteurer den Berg hinauf wanderten, desto mehr schob sich eine Statue von drei, vier Stockwerken hoehe, die das gesamte Tal ueberblickte, in Fatimas und Hassans Blickfeld. Auf einem Thron sitzend blickte die Statue das Tal entlang. Eine goettliche Aussicht! Als die beiden ueber eine Kuppe kamen, wendeten sich ihre Blicke von diesem atemberaubenden Bauwerk ab und sie sahen in einer Senke das Zentrum des Ameisenhaufens mit dem Koenig in der Mitte. Moenche, Einheimische in ihrer traditionellen Kleidung und Touristen mit ueberdimensionalen Kameraobjektiven umringten diese eine Person und lauschten seinen Worten.
Doch Hassan wollte nicht nur seine Worten hoeren, sondern mit ihm sprechen - wenn nicht jetzt, dann vielleicht zu einer anderen Zeit. So schoeb er sich durch die Menschenmassen immer naeher an ihn heran, bis ein netter Mann mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr ihn stoppte. Hier ging es fuer Hassan nicht mehr weiter. Doch er war darauf vorbereitet. Einige freundliche Worte zu dem netten Mann reichten und er versprach Hassan, dass er einen Brief an diese eine Person weiterleiten wuerde. Hassans Mission war erfuellt und so konnte der restliche Tag genossen werden.
So wanderten die beiden den Tag ueber in der Gegend umher, oftmals begleitet von Eseln oder Kuehen. Sie kletterten in schwindelerregende Hoehen, um ein Kloster zu besuchen und den Ausblick zu geniessen. Und wen trafen sie an diesen Tag immer wieder an? Den Kommandeur. Das Schicksal sagte ihnen an diesem Tag, dass es gut sei diesen Mann zu kennen.
Die Sonne war schon untergegangen, als Fatima und Hassan zu Abend essen wollten. In diesen Orten auf der Welt geht man in ein Reastaurant und fragt: "Was habt ihr?" Zumeist gibt es keine Speisekarte und wenn ueberhaupt, dann sind es drei, vier Gerichte, die als Speisekarte an die Wand geschrieben sind und alle das gleiche kosten. Kurz nach ihrer Ankunft viel wie ueblich der Strom aus und Fatima und Hassan hatten ein wunderbares Abendessen bei Kerzenschein umringt von unzaehligen Moenchen.

Samstag, 7. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Episode 1

Es waren einmal in einem fernen Lande zwei Gestalten namens Fatima und Hassan. Beide waren voller Neugier und wollten das ferne Land erkunden. So machten sich Fatima und Hassan eines Morgens auf die Berge zu erklimmen.
An den schier endlosen Windungen der staubigen, von Schlagloechern durchsaehten Strasse warteten Fatima und Hassan auf einen freundlichen Autofahrer, der die beiden aufsammelte. Doch die Sonne stieg immer mehr empor und so beschlossen Fatima und Hassan den Weg zu Fuss anzugehen. Nach einigen Kiliometern und vielen Tropfen Schweiss wurden ihre Gebete endlich erhoert. Zwei freundliche Maenner stoppten und brachten die beiden Abenteurer zu einer besseren Stelle, wo die Mittagssonne zwar noch mehr brannte, aber mehr Autos vorbeikamen. Das erste Fahrzeug, das fuer die beiden stoppte, war ein Bus. Was fuer ein Glueck, denn ausser dem Fahrer und einem weiteren Passagier waren Fatima und Hassan die einzigen Mitfahrer. Je weiter sich der Bus den Berg hinaufschraubte, desto mehr begann er zu keuchen. Es ging immer weiter hinauf, dem Himmel entgegen, bis es nicht mehr hoeher ging - fuer kein Fahrzeug der Welt! Die Luft war duenn, das Atmen fiel den beiden schwer. Die Sonne brannte, doch um unsere Weltenbummler herum ein Meer aus weiss.
"Wenn wir schon dem Himmel so nahe sind, warum nicht noch ein bisschen naeher?" fragten sich Fatima und Hassan und setzten ihre Reise auf dem Dach des Busses fort. Leider dauerte diese Reise nur eine kurze Zeit die holprige Strasse hinunter, bis die Fahrt von einer Lawine gestoppt wurde. Kurze Zeit spaeter ratterte ein Bulldozer an den beiden vorbei, der das, was man Strasse nennt, von den Schneemassen befreite. Endlich konnte die Fahrt weitergehen. Mit jedem Meter, den der Bus weiter hinunter ins Tal kroch, wurde die Landschaft immer malerischer und Fatima und Hassan fuehlten sich wie in einer Traumwelt. Der Blick nach unten eroeffnete eine Wuestenlandschaft, durchzogen von einem immer maechtiger werdenden Fluss mit kleinen Oasen an seinen Ufern; zur Linken und Rechten mit Schneekappen bedeckte majestaetische Monumente der Kontinentalplattenverschiebung.
Der Traum endete als das Militaer das treue Transportmittel anhielt und fuer sich beanspruchte. Nach einer halben Stunde Diskussion zwischen dem Busfahrer und dem Kommandeur, kam jener zu unseren Abenteuern und erklaerte ihnen, dass sie von fuenf Soldaten bis zum naechsten Militaerstuetzpunkt begleitet wuerden. Gesagt, getan. Zum Abschied gab der Kommandeur Fatima und Hassan noch folgende weise Worte mit auf den Weg: "My boys will take care of you!" Uns so war es auch. In der Ortschaft beim naechsten Militaerstuetzpunkt kamen die beiden nicht darum herum von den Soldaten zum Tee eingeladen zu werden.
Einen heissen Tee in der Hand, den Blick in das daemmernde Tal geschweift, wurde diese Dorf zum Nachtlager erklaert. Ein Ort zum Schlafen war schnell gefunden und es wurde sich kurz eingerichtet. Keine halbe Stunde spaeter klopfte es an der Tuer. Zwei Soldaten standen mit ernstem Blick auf der Schwelle - und entschuldigten sich dafuer, dass sie nicht bei der Zimmersuche geholfen haben. Fatima und Hassan schauten sich unglaeubig an. Das Zimmer war direkt ueber dem Restaurant, in dem sie vorher zusammen Tee hatten.
Die Sonne war mittlerweile hinter den Bergen verschwunden. Bevor es Zeit war zu Bett zu gehen, musste jedoch noch etwas zu Essen gefunden werden. Auf einer winzigen Terasse vor einem Restaurant nahmen die beiden Platz und genossen die einfache, aber nahrhafte lokale Kueche. Das Unterhaltungsprogramm fuer den Abend bot ein kleiner, schoddriger Junge mit einem bemerkenswertem Schnauzer, der mit einem Teller in der Hand unermuetlich Autorennen spielte.
Der unaufhoerliche Konsum war hier in diesm Ort mitten in den Bergen noch nicht angekommen, genauso wie der Strom, der an diesem Abend seinen Weg hierher nicht schaffte.

Montag, 2. August 2010

Die Geschichte von Fatima und Hassan: Prolog


Fatima und Hassan, zwei neugierige Weltenbummler, machten sich auf den Weg Ladakh zu erkunden.
Ladakh ist Teil des indischen Bundesstaats Jammu und Kaschmir. Es ist etwas kleiner als Deutschland und es leben etwa 120.000 Menschen in dieser bergigen Wuestenlandschaft. Nahezu genauso viele Soldaten sind in der Region stationiert. Im Norden grenzt es an Pakistan, im Westen an das Kaschmirtal, welches ein weiterer Brennpunkt ist, und im Osten an China. Ein Teil der Region ist von China bestzt. In der Vergangenheit gab es einige Auseinandersetzungen v.a. zwischen indischem und pakistanischem Militaer. Die Grenzregionen sind militaerisches Sicherheitsgebiet und fuer Touristen nicht zugaenglich. Trotzdem ist die Region sehr sicher und ist von einer unglaublichen Gelassenheit gepraegt. Die gesamte Region liegt zwischen 3.000 und 7.000m NN. Es gibt nur wenige Strassen, fuer die man zumeist eine Sondergenehmigung braucht. Busverbindungen abseits der Hauptstrasse sind rar. Deshalb beschlossen Fatima und Hassan den Daumen rauszustrecken und so das Land zu erkunden.
Die Geschichte der beiden ist in mehrere Episoden aufgeteilt. Parallelen zu realen Personen und Ereignissen sind zufaellig und frei erfunden.

Von Durchfall und einer grossartigen Idee

Schon ueber zwei Wochen ist es her, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe...

Nach rund zwei Monaten in Indien hat mich die Hoehenkrankheit erwischt. Fieber, Magenprobleme (ich habe noch nie soviel ueber Durchfall geredet wie hier - jeden erwischt es mal. Das schlimmste jedoch ist die Kurzatmigkeit; man kann sich nicht bewegen oder schlafen, man vegetiert einfach nur herum. Zum Glueck wurde ich auf einem Motorrad ins Krankenhaus gefahren. Natuerlich musste ich in Vorkasse gehen. Der Arztbesuch hat mich umgerechnet 4 Cent gekostet, dazu noch einmal rund 2,50 fuer Medikamente und schon am Abend ging es mir eindeutig besser. Es ist schon sehr merkwuerdig, wenn man das einzige Bleichgesicht im Krankenhaus ist und man das Gefuehl bekommt, jeder einzelne examiniert einen, als sei er der Arzt. Im Behandlungsraum ist es auch nicht besser. Es hatte eher etwas von einem Fliessbandjob. Es wurde immer jeweils drei Patienten gleichzeitig behandelt, von denen jeder einzelne noch mal eine zusaetzliche Begutachtung vornahm.
Ich habe es ueberstanden und irgendwie bin ich froh, dass ich die zwei Tage an mein Bett gefesselt war, denn ich habe zufaellig Lara, die ich schon aus Dharamsala kenne, wiedergetroffen. Wir beschlossen, per Anhalter durch Ladakh zu reisen, um das eine oder andere Abenteuer zu erleben und die "Operation Hippie" zu starten...

Dienstag, 20. Juli 2010

Gruss an die Heimat!



Die grosse Suche - Teil 2

Das erste Ziel meiner Suche war der Dal-See in Srinagar. Trotz Unruhen und Ausgangsperre in einem Grossteil der Stadt war das Leben auf dem See sehr friedlich...

...ich bin auf dem See herumgepaddelt und habe jeden nach Kristin und Tobi gefragt. Ohne Telefon und Internet gab es keine andere Moeglichkeit sie zu finden. Nach drei Tagen musste ich erfahren, dass sie in die entgegengesetzte Richtung gefahren sind...

ZentriertMit Sasha und Orest, mit denen ich schon seit Jammu zusammen reise, ging es weiter hoch in die Berge ueber Kargil nach...

...Lamayuru, einem Ort weit, weit weg von allem...

Es war fast wie auf dem Mond...

Weiter ging es per Anhalter, doch oft war die Strasse blockiert oder musste frei gesprengt werden...



...ob auf der Ladeflaeche eines Pick-ups oder...



...in einem Truck...


...wir schafften es nach Leh, einer Stadt auf 3.500m Hoehe. Hier ist die Luft echt duenn und die Sonne sehr stark. Einige Tage hatte ich mit den Verhaeltnissen zu kaempfen. Die Hoehenkrankheit ist nicht schoen. Als ich mich richtig akklimatisiert hatte, stand dann der Spass im Vordergrund...

So eine alte Royal Enfield ist schon was schoenes...

...und schliesslich habe ich sie hier in Leh doch noch gefunden!

Donnerstag, 15. Juli 2010

Die grosse Suche - Teil 1

Hallo ihr alle,

ich hatte ein Abenteuer angekuendigt - und es wurde eines!
Ich hatte mich von Dharamsala aus auf den Weg gemacht, um Kristin und Tobi zu finden. Dabei habe ich zwei Jungs aus der Ukraine kennegelernt, mit denen ich seitdem unterwegs bin. So eine Suche ist nicht ganz so einfach, besonders wenn es keine Telefonverbindung gibt, kaum Internetzugang und ueberall Militaerkontrollen, Ausgangssperren sowie Streiks sind. Ich habe gelernt wie man Polizisten 'ueberzeugt', um Sondergenehmigungen zu bekommen. Ich war am zweitkaeltesten bewohnten Ort der Welt.
Einen Traum habe ich mir erfuellt: ich bin durch den Himalaya getrampt und war am schoensten Ort, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich war auf ueber 4.000m Hoehe und werde in den naechsten Tagen voraussichtlich an der 6.000m-Marke kratzen.

In den naechsten Tagen werde ich das Ganze als Bildergeschichte zusammenfassen...

Mittwoch, 7. Juli 2010

Durch den Monsun




Hallo alle zusammen,
ich bin immer noch in Dharamsala. In den letzten Tagen hat der Monsun hier richtig zugeschlagen. Regen, Regen, Regen. Deshalb verbringe ich meine Zeit entweder auf meinem Balkon, um zu lesen und weiter an meiner Masterthesis zu pfeilen oder in meinem Stammlokal. Ich haette vielleicht mehr machen koennen, aber ich fuehle mich wohl und glaube, dass ich gute Entscheidungen getroffen habe und mir ueber einiges im Klaren geworden bin. Oh man, dem Klischee der Selbstfindungsreise kann man in Indien einfach nicht entgehen.
Gestern war ich auf einer Geburtstagsparty mit Musik, Tanz und Reden. Um sechs Uhr morgens habe ich mich aus dem Bett gequaelt, um dabei zu sein. Und da ich so schlau war, meine Regenjacke zu vergessen, sass ich dreieinhalb Stunden im stroemenden Regen und habe mir das Spektakel angeschaut. Es hat sich aber trotzdem gelohnt. Ich haette gerne Fotos von der Feier gemacht, doch die Freunde vom Geburtstagskind moegen keine Kameras. Vielleicht schaffe ich es doch noch irgendwann ein Foto, am besten eines von uns beiden zusammen, zu schicken. Ich werde es weiter probieren!
Ich habe hier viele Freunde gewonnen, wenn zumeist nur temporaer. Einige werde ich auf jeden Fall wieder sehen. Im Moment ist Abschiedszeit; einige reisen weiter, andere nach Hause. Ich werde Dahramsala morgen verlassen und ein etwa drei Wochen auf Tour gehen. Es wird eine aufregende Tour, da bin ich mir sicher! Ich weiss nicht, wie und ob ich zu erreichen bin. Ab Anfang August werde ich wieder hier sein, um an meiner Thesis zu arbeiten. Besucher sind jederzeit willkommen! Habt schoene Tage, bis hoffentlich bald...

Freitag, 2. Juli 2010

Wenn nicht doch alles anders kommt, als gedacht...

Ich bin wirklich mit James nach Dalhousie gefahren, aber dort angekommen hatten wir sofort das Gefuehl, wir seien hier nicht willkommen. Als wir am Hostel ankamen, schaute eine Gruppe Inder zu uns herueber und wir bekamen den Kommentar "There are the whities" zu hoeren. Der Ort liegt traumhaft schoen mit atemberaubenden Blick am Fusse des Himalaya. Es stellte sich heraus, dass es hier schwierig werden koennte Informationen fuer meine Masterthesis zu sammeln. Und so schmiedeten wir schon kurz nach unserer Ankunft Plaene weiterzureisen. Am naechsten Morgen sassen wir auch schon wieder Bus nach Pathankot, um dann von dort weiterzureisen. James wollte weiter nach Kashmir und wieder zurueck nach Dharamsala. In Pathankot verabschiedeten wir uns voneinander und wollten eigene Wege gehen. James war sich nicht sicher, ob er den Trip nach Kashmir alleine machen wolle. Am Ende liess er den Wuerfel entscheiden und sass auf einmal wieder im Bus nach Dharamsala neben mir. Wir beide haben gute Entscheidungen getroffen; hier in Dharamsala komme ich einfach an die besten und Infos und Kontakte. Am selben Abend habe wir erfahren, dass es in Kashmir gerade (mal wieder) Unruhen gibt, bei denen mehrere Menschen uns Leben gekommen sind.
Zurueck an alter Wirkungsstaette konnten einige unser Freunde gar nicht glauben, dass wir den Ort verlassen haben. Wir haetten einfach eine ganzen Tag im Hotel verbracht. Mit Fotos und dem Beleg der Herberge au Dalhousie konnten wir sie ueberzeugen...
Im Moment ist es eine sehr aktive Zeit. Ich treffe viele Menschen, die mir ueber meine Fragen Auskunft geben koennen, ich sauge einfach alles auf, was mit der gesamten Tibetproblematik zu tun hat, und entwickele viele neue Ideen. Ich habe das Gefuehl, dass ich einem meiner Ziele, den Dalai Lama zu treffen, ein gutes Stueck naeher gekommen bin. In den naechsten Tagen moechte ich noch einmal einen guten Schritt nach vorne machen, denn mein Besuch aus Deutschland ist schon unterwegs. Ich freue mich!

Sonntag, 27. Juni 2010

Ein ganz normaler Tag in Dharamsala...

Kennt ihr das, wenn der Tag planmaessig beginnt und dann doch alles anders kommt als gedacht?

Wie jeden Morgen war ich bei meinem Tibetischunterricht und danach in der Bibliothek, als der Monsun aufzog. Ich hatte sowieso wenig Lust noch laenger in der Bibliothek zu hocken und machte mich in der naechsten Regenpause auf den Weg in Richtung nach Hause. Leider ist das Wetter hier in den Bergen schwer vorhersehbar. Nach ungefaehr einem Kilometer den Berg hinauf sah ich ein Auto , das perfekt im Strassengraben geparkt hatte. Der Graben war allerdings nicht viel breiter, als das Auto. So lag es perfekt auf der Beifahrerseite und nebendran standen fuenf Gestalten. Allen ging es Gott sei Dank gut. Nachdem ich ihnen nicht helfen konnte, ging es weiter den Berg hinauf. Wie das Wetter es so wollte begann es sofort wieder zu regnen.
Also machte ich mich auf zur naechstgelegenen Dhaaba. Das ist so etwas aehnliches wie ein winziges Teelokal mit Kiosk. In der Dhaaba kam ich recht schnell ins Gespraech mit einer Franzoesin, einem Tibeter und zwei Einheimischen. Die beiden Einheimischen erzaehlten mir Dinge ueber die Volksstaemme, die hier in Dharamsala lebten, bevor der Dalai Lama und die Tibeter kamen. Es waren total schraege Sachen ueber das Leben und vor allem ueber dem Glaube und dessen Ausuebung. Nach ungefaehr einer Stunde hoerte es auf zu regnen und die spannende Geschichtsstunde endete. Also ging es weiter den Berg hinauf.
In McLeod Ganj schlenderte ich auf der Suche nach einem guten neuen Buch durch die Strassen. Dort sprach mit ein Strassenjunge an, den ich schon zwei Tage vorher getroffen hatte. Er wollte etwas zu essen. Kurzerhand lud ich ihn zum Essen ein. Er war 17 und von Beruf Schuhputzer. Nachdem sein Vater vor einigen Jahren gestorben war, musste er sich um die Familie kuemmern. Seitdem ist er hier in McLeod Ganj und versucht sich und seine Familie durchzubringen - und das mit gerade einmal 17. Mittlerweile war mein Zeitplan total durcheinander gekommen. Also machte ich mich schnell auf den Weg weiter den Berg hinauf nach Bhagsu.
Unterwegs traf ich auf Lilly. Sie war eine Backpackerin, die gestrandet ist. Sie ist hier in einem Mix aus Meditation, Hippieleben und Drogen ohne Geld hier haengengeblieben. Ich glaube, sie wird sich durchschlagen, wenigstens hatte sie noch Plaene.
Endlich in Bhagsu angekommen, traf ich auf "The two huge German girls" und James. Mit den dreien habe ich die letzten Tage viel Zeit verbracht. Zumeist haben wir abends Fussball geschaut, Schach gespielt und einfach nur im Restaurant abgehangen. James ist mittlerweile mein Mitbewohner und wir haben viel Spass zusammen. Gestern waren wir trekken. Die Wanderung nach Triund dauert ungefaehr drei Stunden. Es sind fast 1.000 Hoehenmeter. Leider zogen (mal wieder) Wolken auf, als wir oben auf dem Hochplateau auf fast 3.000m Hoehe waren. Es war eine tolle Wanderung, viele tolles Fotos inklusive. Leider eben nur bis zur Haelfte des Weges, wegen der Wolken.
Ansonsten treffe ich hier extrem viele Israelis. Wir nennen den Ort hier schon "Little Israel". Ich muss hier weg. Es ist zwar schoen, aber die mittlerweile ueber zwei Wochen sind genug, ich habe gute Informationen sammeln und mich auf weitere Stationen vorbereiten koennen. Mit James werde ich in den kommenden Tagen nach Dalhousie weiterfahren, wenn nicht doch alles anders kommt, als gedacht...

Montag, 21. Juni 2010

Neues aus Dharamsala

Hallo alle zusammen!
Heute mal wieder aus Dharamsala. Leider habe ich den Dalai Lama immer noch nicht sprechen koennen, aber ich habe noch ein Ass im Aermel. Aufgegeben wird nicht. Zur Zeit ist er sowieso in Japan unterwegs und kann mich meinen Nachforschungen widmen. Wie ich schon berichtete lerne ich gerade Tibetisch. Jeden Tag eine Stunde Unterricht. Schaut Euch den Ausblick aus meinem Klassenzimmer an. Das Alphabet kann ich schon, sowohl lesen, als auch schreiben. Ich denke mit dem Sprechen wird das in dieser kurzen Zeit nicht wirklich etwas. Trotzdem werde ich weiterhin jeden Morgen die 45 Minuten bergab zur Central Tibetan Administration (CTA) laufen. Das schlimme ist jedoch der Rueckweg, eine Stunde bergauf. Zwei Stunden Joggen sind dagegen nicht viel. Neben dem Sprachkurs verbringe ich viel Zeit dort unten bei der CTA. Jeden Tag sitze ich in der Bibliothek und recherchiere. Beinahe taeglich treffe ich Minister von der tibetischen Exilregierung und unterhalte mich mit ihnen. Auch sonst trifft man viele interessante Menschen, die etwas zu meinem Thema sagen koennen. Urlaub ist hier nur abends.
Selbst hier am Rande des Himalayas ist es kein Problem alle Spiele live auf Leinwand zu sehen. Jeden Abend (3,5 Std. Zeitverschiebung) fuellt sich die Bar/Restaurant mit Menschen aus aller Welt. Jeder feuert sein Land oder zumindest den Aussenseiter an. Ich habe Koreaner noch nie so emotional gesehen wie beim Fussball. Vorgestern hatte ich die Ehre mit meinem neuen Freund Tenzin Fussball zu schauen. Tenzin ist ein Moench. Er hat zwar keine Ahnung von Fussball, aber er hat ordentlich mitgefiebert. Waehrend jeder Zeitlupe bekam er einen Lachanfall. Es war herrlich.
Der Vorort, in dem ich wohne, ist vollkommen ueberlaufen mit Touristen. Dementsprechend gibt es hier fast alles, was man braucht. Es gibt hier viele "German Bakerys". Das soll aber nichts heissen. Das Essen hier ist aus aller Welt. Seit Malte und Veith am Donnerstag weitergereist sind, verbringe ich viel Zeit mit Essen. Besonders gerne habe ich Tandoori Chicken. Fast jeden Tag habe ich eines gegessen. Das gibt es in allen Variationen und hat immer gut geschmeckt!
So langsam gehen mir die Hippies hier auf die Nerven, trotzdem bin ich oft sehr gluecklich. Mal sehen, wie lange ich hier noch brauche. Ich denke, ich werde noch etwa eine Woche hier sein und dann weiterziehen.
Bis dahin, schoene Tage...

PS: Da die Diaschau nicht funktioniert, habe ich bei den alten Posts noch Bilder hinzugefuegt.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Dem Himmel ein Stueck naeher

Auf meiner Suche nach dem Dalai Lama bin ich ein gutes Stueck vorangekommen. Ich bin in McLeod Ganj, 2083m NN; das ist da, wo er wohnt.

Da ich jetzt einige Zeit hier verbringen werde, weil ich hier einen Grossteil meiner Forschungen anstelle und tibetisch lerne, moechte ich zunaechst einmal ueber die Menschen, die hier so sind, etwas erzaehlen:

Da gibt es die Hippies. Wenn man verrueckte Menschen kennenlernen will, dann hier. Manche sind Weltreisende, die so viele unglaubliche Geschichten erzaehlen koennen, dass man den ganzen Abend unterhalten ist. Es gibt hier hunderte verschiedene Yoga- und Meditationskurse, Tantra, Massagen... Manche Leute, die ich hier getroffen habe, waren im Kloster, in dem man nicht miteinander sprechen oder sich gegenseitig in die Augen schauen darf. Manchmal wird hier auf der Strasse spontan Musik gemacht und getanzt. Die Leute sind echt crazy.

Die Einheimischen sind zum Grossteil geflohene Tibeter. Bisher habe ich sie als sehr ehrliche Menschen wahrgenommen, die einen nicht ueber den Tisch ziehen wollen. Leider sind viele von ihnen sehr arm und wenig gebildet. Die Lebensweise der Menschen hier ist im Vergleich zu unserer sehr langsam. Wenn man im Restaurant etwas zu Essen bestellt, kann man locker auch mal bis zu einer Stunde warten. Getraenke gehen ein klein wenig schneller.

Die Inder, die hier sind zu einem Grossteil Touristen oder fleissige Geschaeftemacher. Viele indische Touristen kommen nach McLeod Ganj, um sich mal so richtig auszutoben - und das richig! Zu den hier lebenden Indern nur ein Satz: "Everything's possible, no problem."

Die Glaeubigen: Hier muss man zwischen Esos, Pilgern sowie Nonnen und Moenchen unterscheiden. Es sind echt viele Nonen und Moenche, die sich im "Grossraum Dalai Lama" rumtreiben. Leider habe ich bisher nicht so viele von ihnen kennengelernt, ausser meiner Lehrerin. Meine Lehrerin ist eine alte, sonnengegerbte, putzige Nonne, die uns sehr streng die Ausprache der tibetischen Buchstaben beibringt.
Der Obermoench hat gestern eine oeffentliche Audienz gegeben, zu der Veith, Malte und ich gehen wollten. In den Tempel durften wir leider keine Telefone und Kameras mitnehmen. So musste also das gute alte Schick-Schnack-Schnuck entscheiden, wer draussen warten musste. Dort an der Tuer trafen wir einen Kanadier, der seine gute Kamera einfach unserem Verlierer (ich war es nicht) in die Hand drueckte. Wir verabredeten uns, dass wir uns nach der Audienz in einem Strassencafe treffen wuerden. Nach fast einer Stunde hatten wir keine Lust mehr zu warten, jedoch eine Kamera. Irgendwann, so nach zwei Stunden, fuhren wir zufaellig an ihm vorbei. Er hatte sich nie Sorgen um seine Kamera gemacht; das nennt man Vertrauen.

Es gibt hier so viele verschiedene Menschen und Charaktere, ich koennte noch vieles weitere erzaehlen. Ich bin hier sehr gluecklich. Bald mehr...

Sonntag, 13. Juni 2010

Turbane und Nationalstolz

Heute ein Bericht ueber Amritsar.

Amritsar liegt im Bundesstaat Punjab, direkt an der Grenze zu Pakistan. Sie ist die heiligste Stadt fuer die Sikhs. Das sind die mit dem Turban oder mit dem lustigen Bommel auf dem Kopf. Die Stadt war schon sehr gegensaetlich zu Chandigarh. Mehr Menschen, enge Gassen und viel mehr Dreck. Das liegt sicher auch daran, dass die Sikhs zu dem goldenen Tempel pilgern, der sich mitten im Zentrum der Stadt befindet. Sowieso ist das ganze Pilgern der totale Wahnsinn hier. In den Gebaeuden rund um den Tempel herum gibt es Schlafmoeglichkeiten fuer jeden, der dort schlafen moechte. Malte, Veith und ich sind natuerlich auch dorthin, um einen Platz zu ergattern, zumal es kostenlos ist (Spende wilkommen). Auch kostenlos Essen war dort kein Problem. Das Ganze hatte Aehnlichkeiten mit einer Legebatterie. Soviele Menschen hausten auf engstem Raume; wir haetten noch drei Plaetze auf dem Fussboden bekommen koennen, doch wir haben uns dann fuer die Hotelvariante entschieden.
Der Goldene Tempel selbst ist schon toll; er steht auf einer Insel, umgeben von heiligem Wasser, das auch gerne fuers Karma getrunken wird. Man muss auch ganz speziellen Regeln folgen, wie z.B. das Tragen eines "Piratenkopftuches". Es ist schon der Wahnsinn (positv gesehen) wie Menschen in der Religion aufgehen koennen.

Eine weitere Sache, der wir in Amritsar zu Teil wurden, war die Grenzschliessungszeremonie zwischen Indien und Pakistan. Wir haben sehr ueber dieses Ritual diskutiert und fanden es aus unser europaeischen Sicht teilweise schon sehr bedenklich. Puenktlich kurz vor Sonnenuntergang stroemen Menschenmassen auf die eigens dafuer gebauten Tribuenen und dann bekommen sie ihr rund-um-sorglos-Paket Nationalstolz. Zunaechst duerfen Kinder mit Indienfahne auf das Grenztor zulaufen, waehrend das Publikum ihnen zujubelt. Dann Betritt irgendwann der "Hetzer" die Manege. Man hoert immer wieder "Hidustan" und, wenn ich es richtig verstanden habe, "Tod Pakistan". Natuerlich schallen aehnliche Sprueche auch von der anderen Seite der Grenze herueber. Bei der eigenlichen Zeremonie plustern sich die Grenzsoldaten, die so etwas wie einen Hahnenkamm auf dem Kopf tragen, vor ihren Gegenuebern auf, zeigen sich gegenseitig ihre Muskeln oder bruellen um die Wette. Letztendlich werden die Tore geoeffnet, die Kommandeure schuetteln sich die Hand und dann werden sie Fahnen eingezogen. Fahne weg, Tor zu, Ende der Veranstaltung. Das ganze soll zwar ein Freundschaftsakt sein, aber meiner Meinung nach ist dieses nationalistische Getue schon nicht so ganz ungefaehrlich.

Nach Amritsar begebe ich mich weiter nach Dharamshala, auf der Suche nach Seiner Heiligkeit...

Freitag, 11. Juni 2010

Namaste India

Endlich in Indien...

Das war auch eine Tour bis ich endlich mal irgendwo angekommen bin. Erst sechs Stunden nach Dubai, dann fuenf Stunden Flughafen und dann weitere vier bis Delhi. Ich liebe diese klimaanlagengefilterte Luft. Wenigstens war ueberall das Essen und das Entertainmentprogramm gut.

In Delhi angekommen habe ich schon auf dem Flughafen alle meine Plaene umgeworfen. Im Nachhinein bin ich auch echt gluecklich darueber. Ich habe naemlich Veith und Malte kennengelernt, mit denen ich seitdem unterwegs bin. Wir mussten einfach aus Delhi raus. Delhi ist ungefaehr 2,5 mal so gross wie Hamburg, hat aber mindestens zehnmal soviele Einwohner. So ging es mit einigem Stress zum Zug nach Chandigarh.

Chandigarh ist so ziemlich die sauberste Stadt Indiens und ist von irgeneinem Schweizer Architekten auf dem Reisbrett geplant worden. Sie gesamte Stadt ist symmetrisch in Rechtecke aufgebaut. Dort heissen die Stadtteile nicht St. Pauli oder Altona, sondern Sektor 1 bis Sektor XY. Zum Ausgleich zu dieser monkigen Ordnung hat der feine Herr Architekt noch einige andere Meisterwerke der Stadt beschert. Das eine ist der Rock Garden; eine Art Labyrinth aus Seinen, Felsen, Wasserfaellen und sonstigem Bauschutt. Das Ding ist echt abgefahren. Malte und ich, aber besonders Veith mit seinen hellen blonden Haaren, waren aber die eigentliche Attraktion. Ich weiss gar nicht wie oft ich mit irgendwelchen fremden Menschen posieren musste, nur damit diese ein Foto mit einem "Bleichgesicht" haben.
Ein weiteres architektonisches Meisterwerk des besagten Schweizers war das Riegierungsgebaeude des Bundesstaates Punjab und Haryana. Es hatte den Charme eines sowjetischen Plattenbaus, wurde aber als Highlight deklariert. Die Geschmaecker sind eben unterschiedlich. Um uns diesen Plattenbau anzuschauen, bedurfte es vier Passkontrollen, mehrerer Unterschriften und Stempeln sowie zwei Leibesvisitationen. Zusaetzlich wurden wir die gesamte Zeit von einem netten jungen Soldaten mit Maschinengewehr durch dieses "archtektonische Meisterwerk" gefuehrt. Eine echte Erfahrung das ganze, aber letztendlich eine Enttaeuschung.

Der naechste Halt auf unser Reise ist Amiritsar. Dazu mehr beim naechsten Mal...

Montag, 7. Juni 2010

Ich bin dann mal weg...

Endlich ist es soweit!
Ich sitze auf gepackten Koffern, bzw. meinem Rucksack. Mein Rucksack ist ein Wunder. Ich habe es doch tatsächlich geschafft meinen 32 Liter-Rucksack nicht voll zubekommen. Er wiegt gerade einmal sechs Kilo. Ich glaube, ich habe trotzdem alles dabei, was ich in den nächsten drei Monaten brauchen werde.
In den letzten Tagen wurde ich des öfteren gefragt, ob ich aufgeregt sei. Irgendwie bin ich das überhaupt nicht. Vielleicht verwechsele ich das mit Vorfreude. Zumindest fühle ich mich auf der Welt zu Hause. Indien ist zwar nicht mit hier vergleichbar, aber kann mir jemand die Frage beantworten, in welchem Ort auf der Erde es keine Schlafmöglichkeit, Essen und nette Menschen gibt?! Habe ich Angst vor dem, was passieren könnte? Warum? Man darf nur nicht leichtsinnig sein. Ich hatte noch nirgendwo auf der Welt ernsthafte Probleme.
Letzte Woche wurde ich darauf angesprochen, warum ich denn nicht erst nach der WM fahre. Nach dem Spiel am letzten Donnerstag habe ich ohnehin sehr gemischte Gefühle über unser Team. Auch wenn wir Weltmeister werden sollten, dann kann das auch nicht die WM vor vier Jahren toppen. Einige Gebirgspässe, die ich überqueren will, sind sind nur im Sommer geöffnet und außerdem kann es dort oben Nachts ziemlich kalt werden. Man muss also die beste Zeit finden - und dass ist nunmal bald.
Die ersten Reisepartner habe ich auch schon gefunden. Das finde ich großartig von Euch beiden!
Zum Schluss noch einige kurze Worte zum letzten Wochenende: WELTKLASSE!!! Körperlich hat es mir einiges abverlangt, aber emotional werde ich noch lange davon zehren. Als dann morgens um sieben nach einem guten Frühstück die Sonne schien, war ich glücklich.
Das nächste Mal werde ich mich aus Delhi melden. Also bis bald Deutschland, wir sehen uns im September...

Donnerstag, 27. Mai 2010

Noch 11 Tage

Herzlich willkommen bei meinem unterwegs-blog!

Bald ist es wieder soweit. Der Rucksack wird bald gepackt sein und dann geht es los nach Indien. Das Fernweh wird von Tag zu Tag immer größer.

Bevor ich mich bald aud Indien melden werde, möchte ich noch einige Dinge erläutern, damit jeder weiß, warum ich dorthin gehe und was ich dort vorhabe.
Für meine Masterthesis, die sich um Exiltibeter und humanitäre Hilfe bzw. Entwicklungszusammenarbeit dreht, will ich Informationen vor Ort sammeln. Dazu werde ich in die Regionen im nördlichen Indien fahren, um mit den Menschen dort zu sprechen und mir ein eigenes Bild von deren Lebenssituation dort zu machen. Ich möchte die Menschen kennenlernen, die ihr eigenes Land verlassen haben, um ihre eigene Kultur leben zu können! Eines meiner großen Ziele ist es Seine Heiligkeit zu treffen. Da er mir auf meine Anfragen leider nicht geantwortet hat, werde ich einfach mal bei ihm vorbeigehen. Zu verlieren habe ich nichts. Weiter freue ich mich auf die hohen Berge in Ladakh und auf Derjeeling, Sikkim und Assam, wo der gute Tee herkommt. Aber wer weiß, vielleicht kommt doch alles ganz anders...

Über jeden, der sich mir in irgendeiner Weise anschließt, sei es durch das Lesen des blogs, Kommentare oder einen Besuch, freue ich mich. Ich werde versuchen, so oft es geht, Neuigkeiten zu verbreiten und auch mal das eine oder andere Bild hochzuladen.

Allerdings bevor es los geht müssen noch ein wenig Arbeit erledigt, weitere Vorbereitungen getroffen und letzte Partys gefeiert werden...