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Freitag, 20. April 2012

Willst Du eine Reise machen...


Vor etwa einem Jahr unterhielt ich mich mit einer Freundin, die in den Urlaub fahren wollte. Sie wusste, dass ich immer mit möglichst wenig Gewicht reise. Nachdem ich am selben Abend nochmals darüber nachgedacht hatte, schrieb ich ihr diese leich abgeänderte Mail:

Willst Du eine Reise machen... 

...dann brauchst Du was zum Anziehen:
zwei Hosen, eine, die Du zum Weggehen anziehen kannst, und eine bequeme für alle Lebenslagen 
Vielleicht 'ne Shorts?
vielleicht ein Rock oder ein Kleid
so etwa vier Shirts oder Tops etc.
ein bis zwei Pullover, was schickes und was gemütliches
Unterwäsche für fünf Tage, waschen kann man immer, im Notfall umdrehen oder nichts tragen
Badesachen, im Notfall geht aber auch (farbige) Unterwäsche oder eine Shorts
für die Füße braucht man eigentlich nur ein Paar Allrounder und Flip Flops oder Badelatschen
Special Features, braucht man nicht unbedingt, tun aber gut: Jogginghose, dicke Socken, Schal oder Tuch für alle möglichen Zwecke, u.a. als Decke

...dann sollte man sich ab und zu auch mal waschen:
ein Handtuch als Allrounder
Duschgel /Shampoo, am besten als Kombi, eine gute Kernseife ist erstaunlich gut und platzsparend
Zahnbürste + -pasta, in einigen Ländern gibt es dazu gute Alternativen!?! bekommt man überall
Deo, gegen Schweiß und um ein wenig zu duften
Parfum - lass' es zu Hause
Nagelschere, -feile, immer gut zu haben
Rasierer oder Natur pur? Ich empfehle Einwegrasierer, die bekommt man überall
Rasiergel etc, brauchst Du nicht, nimm' Duschgel
Q-Tips, Tampons, Binden etc. ein paar sollten dabei sein, kann aber auch überall kaufen
Verhüterlis

...dann braucht man auch Entertainment:
ein gutes, am besten englisches Buch, das kann man oft in Unterkünften tauschen
Handy, MP3, Laptop, kindle etc.
Ladekabel und -stecker nicht vergessen
immer auch daran denken, dass es in anderen Ländern andere Steckdosen gibt
Foto, Batterien oder Auflader, Speicherkarte
auch immer gut USB-Stick oder Festplatte

...dann solltest Du über diese Dinge vorher nachdenken:
Visa, Kredit-, EC-Karte, Versicherung, Impfungen, Erste Hilfe, Medikamente, Schlafsack, Campingausrüstung, Schloss, Taschenlampe oder Kopfleuchte, Regenjacke, Mütze, Mückenspray, Mosquitonetz und evtl. Rückflug.....

...dann musst Du all diese Sachen auch transportiern können:
Viele, und damit meine ich vornehmlich das weibliche Geschlecht, packen ihren Koffer mit allerlei Klimmbimm voll und können ihn dann noch nicht mal von der Haustür bis zum Taxi tragen. Ich reise mit einem kleinen Rucksack (32l), da hat bisher immer alles reingepasst und ich habe nichts Unnötiges dabei gehabt. Dazu eine kleine Umhängetasche. Ich hatte Armfreiheit und konnte die rund 15kg problemlos einen ganzen Tag lang tragen.  

Sonntag, 8. April 2012

One Night in Bangkok

Einige nennen sie City of Angels, für andere ist sie die Stadt, in der alles möglich ist, und andere wiederum verdammen diese Stadt - Bangkok.
Schon bevor ich auf meine Reise aufgebrochen bin, stand für mich fest, dass das Ende einer langen Tour hier sein wird. Irgendwie war meine Motivation diese Stadt zu erleben nach so vielen Monaten, Ländern und Abenteuern nahe Null. Ich schleppte mich durch die letzten Tage und dachte mehr an die Heimreise als an das, was es hier zu erleben gab. Doch am letzten Abend sollte sich das ändern...

An diesem Nachmittag bekam ich folgende Mail von Josh, den ich schon auf Borneo und einige Wochen zuvor in Bangkok getroffen hatte:

hey aaron

I just got back to bangkok today. the 5th of april. i come to the lucky beer/khaosan center at 9pm. are you still in bangkok?

internet was fucked in myanmar so i just didnt bother trying to use it.

josh

Um neun Uhr abends kam ich zum Treffpunkt und Josh wartete schon auf mich. "Josh, I got nine hours until I am going home. It's a big night. Let's do it!"

Eine beliebte Beschäftigung auf der Khao San Rd. ist das Leute beobachten. Am Nachbartisch tanzten schon die ersten Koreaner. Oder sollte ich lieber sagen, sie kämpften gegen die Schwerkraft an? Wie auch immer, es war sehr amüsant und animierte nicht nur uns. Je weiter der Zeiger der Uhr vorrückte, desto geringer wurde die Hemmschwelle und ausgelassener die Stimmung.

Die Straße lebt, besonders zu dieser Tageszeit.

Und so ließen wir uns die Straße entlangtreiben. Alle fünf Meter eine andere Bar mitten auf der Straße mit ein paar Tischen, kalten Getränken und lauter Musik. Nur die Wahl war die Qual. Also hielten wir nicht nur an einer der unzähligen Auffüllstationen. Doch richtig tanzen war nicht möglich. Es dauerte also nicht lange bis wir uns in einen der Clubs aufmachten, um überschüssige Energien abzubauen.

Die Zeit war längst vergessen; es zählte nur die Nacht. Alles war möglich heute Nacht.

Der Hunger trieb uns wieder auf die Straße. Kein Problem, alles vorhanden. Doch auch hier: Die Wahl war die Qual.

Frisch gestärkt wollten wir uns nun etwas gönnen, schließlich hatten wir schon einige Broteinheiten zu uns genommen und den Saturday Night Fever-Hüftschwung ausgepackt.
Eine Fußmassage ließ uns wieder ein wenig runterkommen und neue Energien auftanken.
Schon nach einer halben Stunden riss uns die Strömung der durch Neonreklame taghellen Straße mit. Wir trieben so die Straße entlang und endeten mit einem der vielen Tuk Tuk-Fahrer. Der Ort, wo wir hinfuhren, hatte nur wenig mit Tischtennis gemeinsam...
Ab hier sind meine Erinnerungen etwas verschwommen. Sorry Mom, dass ich Dir nicht die ganze Geschichte erzählen kann.

Irgendwann schreckte ich auf. Ich war in meinem Hotelzimmer.

"Oh shit, wie spät ist es? Ich muss nach Hause!"

Donnerstag, 5. April 2012

Maennerpension

Am Ende meiner Zeit in Suedostasien moechte ich noch ein Thema ansprechen, das mich schon die gesamte Zeit beschaeftigt. Er ist ueberall sichtbar und laesst mich nachdenken - ich nenne es 'Tourismus'.
Zu Hause haben wir immer den Witz gemacht: "Der faehrt zum Tauchen nach Thailand, jaja." Hier also ein paar Beobachtungen und Anekdoten, die ueber die sogenannten 'Touristen' gemacht habe:
Ueberall, wo ich hingekommen bin, sieht man sie. Der weisse Mann aus dem Westen, dem man ansieht, dass er in seinem Leben eine Menge Bier getrunken hat, und seine Begleiterin. Nicht nur das Verhaeltnis zwischen Masse und Umfang ist ueberproportional, sondern zumeist auch der Altersunterschied. 40 Jahre Unterschied ist keine Seltenheit. Muessen da nicht Gedanken an Kinder oder Enkelkinder kommen?
Man muss aber der Fairness halber sagen, dass dies in weiten Teilen der Bevoelkerung akzeptiert wird und gleichzeitig eine Moeglichkeit ist einigen Lebenssituationen zu entfliehen. Ich selbst habe mit vielen Leuten ueber dieses Thema gesprochen.
Was weitaus erschuettender ist, das sind diese Orte, an denen alles moeglich ist, wenn man nur genug Geld hat. Viele dieser Orte sind bis nach Europa hin bekannt. Die Namen dieser Orte moechte ich hier nicht nennen. Von einem Ort auf den Philippinen, in dem frueher eine amerkanische Militarbasis war, habe ich gehoert, dass einige Leute mit Stolz sagen: "The biggest whorehouse in the world." Ich habe einen grossen Bogen um diese Stadt gemacht und kann das deshalb nicht bestaetigen. Was mir gesagt wurde war schockierend: Mehr als 10.000 Prostituierte arbeiten hier und nochmal mindestens die gleiche Anzahl ist in der selben Branche anderweitig beschaeftigt.
Da ich einige Zeit in Manilas Rotlicht- und Partyviertel verbracht habe, konnte ich das Leben dort mehr in Erfahrung bringen. Das Thema Ladyboys ist so eines. Ich muss zugeben, ich habe ein wenig Angst vor ihnen. Nicht nur weil sie sehr offensiv auf Maennerjagd gehen, sondern auch weil ich bei vielen sagen muss: "Wow!" Oft habe ich Geschichten gehoert, dass ein Freund von einem Freund nach ein paar Drinks zuviel mit ihnen im Hotel gelandet ist. Ob mit Absicht oder nicht, mir ist das egal. Ich respektiere sie - sie sind nur nicht mein Fall. Ein Zitat, das ich ueber die Akzeptanz der Ladyboys gehoert habe, trifft meine Einstellung dazu sehr gut: "It's just another gender."
In Manila, gegenueber meines Guesthouses, war eine Bar/Restaurant das immer geoeffnet war und allerhand Leute anzog. Billiges Bier und leichte Maedels - eine gefaehrliche Mischung. Wenn man den Maedels erst einmal klar gemacht hat, dass kein Interesse vorhanden ist, dann hat man manchmal ganz erstaunliche Gespraeche und bekommt Geschichten aus erster Hand. Man erfaehrt ueber die Gruende, warum sie das machen, und die ueblichen Preise. Ich will es nicht glauben, dass diese Maedels sich fuer eine Handvoll Dollar prostituieren. Seit diesen Gespraechen und seit ich einige Leute kenne, die in Korea leben, habe ich eine anderes Bild von Koreanern. Ich glaube, sie sind die schlimmsten von allen. Uebrigens, von den Maedels werde sie die 333 genannt: 3cm, 3 Minuten, 3.000 Peso.
Die uebliche Praxis des Tourismus' ist, sich eine Freundin fuer den Urlaub zuzulegen. Man nimmt sie einfach mit, zahlt den gemeinsamen Urlaub und haellt ihre Hoffnung aufrecht, einen ptenziellen Ehemann gefunden zu haben. So verbringen viele ihren Urlaub mit einer bereitwilligen Reisebegleitung. Alle Alterklassen tun dies.
Das ganze Thema 'Tourismus' ist ein schwieriges und ich glaube nicht, dass es loesbar ist. Zu viel Geld ist im Spiel und zu viele Existenzen haengen davon ab. Ich persoenlich versuche meinen kleinen Beitrag zu geben, um dieses Problem anzugehen. Deshalb moechte ich mit einer kleinen Anekdote abschliessen:
Neulich war ich in einem kleinen Dorf in der Provinz auf Diskobesuch. Natuerlich waren auch 'Touristen' mit ihren Begleiterinnen dort. Einer fiel mir besonders auf. Kurz vor dem Rentenalter, Walrossschnauzer und zwei Begleiterinnen, beide so um die 20. Es war ein komisches Bild die drei dort tanzen zu sehen. Also ging ich rueber zum Casanova und sagte: "You have two beautiful daughters. Do you mind if I dance with them?" Kurz darauf war er ohne seine Toechter verschwunden...

Donnerstag, 29. März 2012

Living local

Seit mehr als zwei Wochen bin ich nun wieder auf den Philippinen, Und nach all den Abenteuern zuvor habe ich hier eine andere Mission - ich wollte das wirklich wahre Leben kennenlernen. Auch deshalb habe ich eine Weile nichts mehr von mir hören lassen.
Aber wie fange ich am besten mit meiner Geschichte an? Meine Freunde Augustus und Hutchinson würden sagen: "Präzise und von Anfang an." Also gut.
Bei meinem ersten Aufenthalt auf den Philippinen habe ich einige Freundschaften mit Einheimischen geschlossen. Einige hat man schnell wieder vergessen, andere sind facebook-Freunde geblieben und mit wiederum anderen bleibt man in Kontakt. So war es auch bei mir. Da mich die Zeit auf Borneo müde und ein wenig reisefaul gemacht hatte, beschloss ich auf die Philippinen zurückzukehren und meine letzten Wochen in Asien mit ihnen zuverbringen. Ich wusste nicht so recht, worauf ich mich einließ, doch genau das ist das spannende am Reisen. Das einzige, das ich wusste, war, es würde kein Strand- oder High Society-Leben sein.
So lebe ich im Moment in einer kleinstädtischen Nachbarschaft mit all ihren Höhen und Tiefen. Mal abgesehen von zwei Kurztrips habe ich die gesamte Zeit hier verbracht. Viele würden es Zeitverschwendung nennen, aber ich bereue es keineswegs. Zugegeben, ich habe es hier gar nicht so schlecht getroffen. Wer hier ein paar Peso übrig hat, der verfügt über Hausangestellte. Wir haben zwei. Kochen, Abwaschen, Putzen, Aufräumen, Wäsche oder selbst den Tisch (ab-) decken - undenkbar. Ich will nur so viel verraten: Als Student in Deutschland müsste ich ungefähr einen Tag arbeiten, um die Monatsgehälter beider zu zahlen.
Ein wenig störend sind nur die ganzen Blicke. Ich bin hier halt immer noch fremd. Doch von Tag zu Tag nimmt auch dies ab. Die Leute in der Nachbarschaft kennen mich und meinen Namen mittlerweile und auch ich kann mir immer mehr Gesichter und Namen merken.
Von den jungen Mädels im heiratsfähigen Alter (besonders von der Hausangestellten der Nachbarn) erhalte ich viele verstohlene Blicke. Einmal hat mir sogar eine verheiratete Frau mittleren Alters gesagt, sie würde ihren Ehemann verlassen und mit mir durchbrennen, wenn ich es nur wollte. Ich vermute es liegt an meiner Haut-, Augen- und Haarfarbe, vielleicht auch an dem Glauben, ich hätte ein übermäßig volles Portemonnaie.
Die halbstarken Jungs in der Nachbarschaft fordern mich regelmäßig zu einer Partie Basketball heraus. Dank der vielen Jahre Handball sehe ich dabei nicht ganz so schlecht aus.
Schlecht sah ich nur aus, als ich krank wurde. Sehr hohes Fieber und Schmerzen. Anfangs hatte ich den Verdacht, dass mir eine der vielen lästigen Mücken Malaria oder Dengue angehängt hat, aber nach ein paar Tagen war es wieder gut. Ich hatte viele Leute, die sich um mich gekümmert haben. Aus westlicher Sicht würde ich es alternative Heilmethoden nennen: Gebete, eine Art Spucken auf mein Haupt, irgendwelche Räucherkräuter, was mich irgendwie an eine katholische Messe erinnert hat, oder Massagen. Ich will dem nichts absprechen; mir geht es wieder gut. Jeder hat etwas zu meiner Genesung beigetragen. Das nenne ich Nachbarschaftshilfe.
Mit den Jungs in der Nachbarschaft sitze ich ab und zu zusammen und trinke das ein oder andere Bier. Auch das läuft ein wenig anders als in Deutschland. Das fängt bei der Größe der Flasche und der Gläser an und endet für die meisten meiner Freunde wegen ihrer Trinkgeschwindigkeit früh. Eine 1-Liter-Flasche steht auf dem Tisch, jeder füllt sein (kleines) Glas und dann wird es mit einem Schluck geleert. Manchmal ist auch nur ein Glas vorhanden, das dann immer im Kreis rumgereicht wird. Hier wird so gut wie alles geteilt, egal ob arm oder reich. Vor allem aber werden die Lacher geteilt.
Dies verdient meinen Respekt, besonders wenn man weiß, dass längst nicht alle eine Arbeit haben. Wer keine Arbeit hat, der kümmert sich eben um die Hähne. Die haben oft einen höheren Stellenwert als die eigene Ehefrau. Hahnenkämpfe ist hier so etwas wie Religion. Ich sage nur: An jedem verdammten Sonntag. Wenn man keinen eigenen Hahn hat, dan wettet man eben. Klar habe ich da auch mitgemacht. Zumeist hatte ich Glück, zumal die Chancen besser sind. als jedes Kasino bieten kann - 50:50. Dadurch habe ich mir auch den Respekt der Alten verdient. Das weiße Greenhorn geht zum Nationalsport und mischt gleich gut mit.
Nicht nur die vielen Blicke stören mich, sondern auch die ganzen Angebote. Besonders die älteren Damen sind da sehr hartnäckig. Fast jede versucht mir ihre Tochter, Nichte etc. als meine zukünftige Ehefrau anzudrehen. Es ist schon verlockend wie für einen kleinen Jungen im Süßigkeitenladen, aber kein Interesse...
Ich habe hier schon ein gutes Leben; es ist einfach, günstig und herzlich. Es hat nicht viel von dem Bild, das viele Westler im Kopf haben. Ich bin foh über die drei Wochen, die ich hier insgesamt verbringen darf. Ich würde es nicht eintauschen wollen. Schon bald bald sind sie jedoch vorbei. Dann geht es nach Bangkok zu meiner letzten Mission: Stichwort Phil, Stu und Alan. Am Karfreitag bin ich dann wieder in der Heimat und am Ostersamstag bin ich dort, wo ich jedes Jahr bin. Ich freue mich schon...

Freitag, 16. März 2012

Gedanken eines Weltreisenden

Was machst Du, wenn Du eine lange Bus- oder Zugfahrt vor Dir hast?
Ist der ipod aufgeladen? Warst Du im Buchladen und hast frische, neue Buecher im Gepaeck? Hast Du vielleicht ein kindle? Sind genug Filme auf deinem Laptop? Oder verzichtest Du auf Entertainment und nimmst einfach eine Schlaftablette und hoffst erst an Deinem Ziel aufzuwachen?

Aber was ist, wenn Du dies alles nicht hast? Wirst Du ueberleben? Die ganze Zeit aus dem Fenster starren ohne verrueckt zu werden? Schaust Du Dir Deine Mitreisenden an, bis Du am Ende das Gefuehl hast, Du kennst Sie schon seit Jahren?

Alle paar Minuten schaust Du auf die Uhr. Eigentlich haettest Du schon lange angekommen sein muessen. Irgendwann meldet sich Dein Kopf: "Was haette ich nicht alles in dieser Zeit erledigen koennen?" Je laenger es dauert, desto lauter wird die kindliche Stimme in Dir: "Wann sind wir daaaaaha?"

Fuer viele von uns, die aus einer westlichen Kultur kommen, in der Zeit gleich Geld ist, ist es schwer einfach mal zu..... warten.
Ein vollgestopfter Terminkalender, Fristen und rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit sind uns mittlerweile in Fleisch und Blut uebergegangen. Produktivitaet, Effektiviaet und Effizienz sind fuer viele heutzutage Lebensinhalt. "Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen" kenne ich seit meiner Kindheit. Sicher steckt da viel Wahrheit hinter, aber oft frage ich mich fuer was?
Jeden Morgen in der Bahn habe ich sie gesehen. Diese grauen Herren mit ihren blackberrys und Starbuck-Cafes in der Hand. Wie schon bei Michael Endes Momo waren ein Laecheln und Leichtigkeit fehlanzeige. Wollen wir alle so werden?

Auch auf die Kultur der Backpacker hat sich dieser Nebelschleier ausgebreitet. In China z.B. machen Hostels Werbung mit dem Slogan: "Wir haben facebook". Wifi ist in Suedostasien fuer viele Backpacker eine Vorraussetzung, um sich fuer eine Unterkunft zu entscheiden. In Manila kam ich auf die Dachterrasse meines Guesthouses und von 20 Leuten dort sassen 18 vor ihren Laptops - und das den ganzen Abend. Unterhaltungen waren unerwuenscht. Warum fahre ich in ferne Laender und hocke die gaze Zeit vor dem Laptop??? Ich persoenlich fand diese Szene auf der Dachterrasse aeusserst grotesk und - ja, ich muss sagen - asozial. Als ich vor rund einer Dekade das erste Mal mit dem Rucksack um den Globus gezogen bin, da musste man noch nach einem Internetcafe suchen. Ansonsten hat man sich einfach mit anderen Menschen unterhalten. Heute ist der Laptop immer dabei. Ich habe es ueberlebt und was fuer einige vielleicht ueberraschend ist, hatte ich nach meiner Reise immer noch die meisten meiner Freunde - auch ohne Freundschafts-Button.

Auf meinen Reisen habe ich immer wieder versucht die westliche Kultur und die Zeit abzuschalten. Und wenn ich genauer darueber nachdenke, ist dies besonders seit Hapes "Ich bin dann mal weg" eine immer groessere Modeerscheinung. Alle, die mal Pilgern waren, fuer eine Zeit ausgestiegen sind oder einfach alle Uhren vermieden haben, gaben mir ausschliesslich positive Rueckmeldungen.
Ich muss sagen, dass ich mich immer gerne an solche Zeiten erinnere und sie mir viel Kraft geben. Crossing the Nullarbor, Operation Hippie, der eigene Strand oder Rumble in the Jungle werden immer tief in meinem Herzen verwurzelt bleiben. Oft passieren die besten Dinge, wenn kein Plan vorhanden ist, kein aeusserer Einfluss gegeben ist und Zeit keine Rolle spielt. Alles kommt von selbst.

Vielleicht ist dies eine der Antworten auf die Frage, die ich immer wieder zu hoeren bekomme: "Wieso machst Du all diese Dinge?"

Also, einfach mal abschalten!

Dienstag, 13. März 2012

Beasts of Borneo

Auf Borneo gibt es tolle Tiere und Kreaturen zu entdecken. Selbt wenn man die Augen aufmacht und danach sucht, sieht man sie oft nicht. Vieles, was ich entdecken wollte, bliebt mir leider verborgen oder konnte ich nicht auf's Foto bringen. Trotzdem ist hier eine kleine Auswahl von dem, was hier so kreucht und fleucht:


Bitte friss' mich nicht!

Meine ueber alles geliebten Blutsauger:

Eine echte Kampfmaschine:

Heimliche Geliebte!?!

Mit mir ist nicht zu spassen:

Ich liebe die Dunkelheit des Untergrunds:

What a beauty!

Jeden Nachmittag verdunkelt sich der Himmel:

Arachnophobie?

Tarnung ist alles:

Hast Du mich schon entdeckt?

Liebesspiele in Dschungel:

Der Klassiker - Waldmensch:

Donnerstag, 8. März 2012

Das haerteste Rennen der Welt


Nach einer kalten Nacht wachte ich morgens um sechs Uhr auf und entschied mich trotz einer Absage am Vortag es zu probieren - ich wollte den Mt. Kinabalu in einem Tag bezwingen. Normalerweise werden nur vier Genehmigungen pro Tag ausgestellt, doch ich war der fuenfte. Die meisten Touristen machen die Tour in zwei Tagen und uebernachten auf dem Berg fuer schlappe 100 Euro. Soviel war ich nicht bereit zu zahlen, also musste ich es an einem Tag machen. Puenktlich um sieben Uhr stand ich vor dem Office und wollte die parkranger davon ueberzeugen, mir eine Genehmigung auszustellen. Eine kurze Diskussion und schon war alles erledigt, es konnte losgehen:

7.30 Uhr: Timpohon Gate (km 0 1.866m NN)
los geht's; bin voller Zuversicht es zu schaffen, trotz Zeitlimits; das Wetter scheint heute mitzuspielen
8.30 Uhr: Pondok Lowii (km 2,5 2.286m NN)
das ging gut bisher; ich fuehle mich gut; grosse Baeume habe ich schon seit einer Weile nicht mehr gesehen; nach einigen Muesliriegeln, isotonischen Getraenken und stretching geht es weiter
9.15 Uhr: Layang Layang (km 4,0 2.681m NN)
langsam merke ich meine Beine, doch ich fuehle mich immer noch gut; die ersten Touristen, die zum Sonnenaufgang am Gipfel waren, kommen mir entgegen; groessere Stufen versuche ich zu umgehen
10.15 Uhr: Pondok Paka (km 5,5 3.053m NN)
langsam werden die Beine schwerer; ich kann nicht mehr viel langsamer werden, sonst lassen sie mich den letzten Checkpoint vor dem Gipfel nicht mehr passieren; ich brauche Energie; mein Wille ist stark, es zu schaffen
10.45 Uhr: Laban Rata (km 6,0 3.314m NN)
geschafft, der letzte Checkpoint laesst mich passieren; nur 2 Stunden fuer die letzten 2,5km; mehr Muesliriegel und Drinks; stretching; nach 5min geht es weiter; erste Wolken ziehen auf
11.15 Uhr: kurz vor der Vegetationsgrenze (km 6,5 3.563m NN)
mein Koerper schreit nach neuer Energie; alle 20m muss ich anhalten, um Luft zu holen; das Pochen in den Schlaefen wird staerker; mein Herz springt fast aus meiner Brust; ich will es schaffen; Sturzregen; Umkehr; zu gefaehrlich; Enttaeuschung; Ende des Traums
12.30 Uhr: Nach rund einer Stunde Pause in Laban Rata beginnt in einer Regenpause der Abstieg
13.15 Uhr: Kurze Pause in Layang Layang; der Regen nimmt wieder zu; langsam fange ich an zu frieren; im Eiltempo geht es bergab; jemand ruft mir 'Speedy Gonzales' hinterher
14.34 Uhr: erreiche Timpohon Gate; bin komplett durchnaesst; mein Mt. Kinabalu-Abenteuer ist vorbei; ich will nur noch eine heisse Dusche, Essen und ins Bett

Am Ende des Tages muss ich sagen, dass ich keinesfalls enttaeuscht bin, den Gipfel nicht erreicht zu haben. Nur rund 40% schaffen es an einem Tag. Ich bin an meine Grenze gestossen. Das Tempo, das man gehen muss, um in der Zeit zu bleiben, und der schnelle, hohe Aufstieg waren dann doch etwas zu hart. Ich weiss nicht, ob ich es auch ohne Regen nicht im Zeitlimit geschafft haette. Trotzdem bin ich stolz, es probiert zu haben.
Jedes Jahr findet hier am Mt. Kinabalu das wahrscheinlich haerteste Bergrennen der Welt, der Climbathon, statt. 8,5km hoch und wieder runter. Der Rekord liegt bei 2h 33min. Da kann ich nur sagen: Unmenschlich!


PS: Wer guenstig nach Borneo will, sollte sich fuer den Climbathon anmelden, dann gibt Malaysian Airways 50% Rabatt

Dienstag, 6. März 2012

Rumble in the Jungle - Zurueck in die Zivilisation

...der Morgen in Long Midang begann traurig. Es hiess Abschied nehmen von Philip, der nun zwei Tage alleine durch den Dschungel nach Hause wandern musste. Wir hatten ihn sehr in unser Herz geschlossen!
Der Dorfchef begleitete uns ein Stueck aus dem Dorf heraus. Unser Herzklopfen wurde staerker.
Der erste Grenzposten des heutigen Tages. Zwei, drei Worte unseres Begleiter zu den Grenzsoldaten und sie winkten uns mit einem Laecheln durch. Doch nun waren wir nur noch zu zweit und hatten immer noch den zweiten Posten auf malaysischer Seite vor uns. Was sollten wir ihnen sagen? Wir entschieden uns fuer die Wahrheit. Auch hier wurden wir mit einem Laecheln auf die sichere Seite durchgewunken.
Im naechsten Dorf gab es eine Strasse und sogar einen Flughafen. Naechstes Flugzeug in drei Tagen. Unsere Wahl war also gefallen. Nachdem wir uns einen Fahrer organisiert hatten, ging es los in Richtung Lawas. Wieder fuhren wir ueber die ungeliebten 'Tropenholzstrassen', kehrten zum Mittagessen in einem Holzfaellercamp ein und erreichten Lawas zu spaet fuer eine Weiterreise. Am naechsten Tag enterten wir ein Boot und verliessen wiederum Malaysia - Brunei. Meiner Meinung nach war das aufregendste an dem Tag in diesem Land der neue exotische Stempel in meinem Reisepass. So frueh wie moeglich am naechsten Morgen nahmen wir das Boot zurueck in Richtung Malaysia. Wir stoppten auf einer Duty Free-Insel und besorgten uns eine Flasche guten Rums. Am spaeten Nachmittag erreichten wir das Ziel unserer Tour - Kota Kinabalu. Die Flasche Rum war der Auftakt zu einer grossen Nacht - dem Ende des Rumble in the Jungle!

Samstag, 3. März 2012

Rumble in the Jungle - Keine Fragen bitte!

...immer noch satt von Vorabend ging es am naechsten Morgen von Tanjung Karya weiter in Richtung Brian Baru. Seit wir die Grenze nach Kalimantan ueberquert hatten, hatte sich die Landschaft dramatisch veraendert. Grosse Baueme und Dschungel sahen wir nur noch hoch oben auf den umliegenden Huegeln. Dschungelpfade - Fehlanzeige! Anstatt dessen breite, strassenaehnliche Wege, die nur fuer den Abtransport von Tropenhoelzern gemacht wurden. Wieder waren wir zu viert unterwegs. Wer war wohl unser Begleiter? Darius. Er hatte sich entschlossen uns nach Brian Baru zu begleiten, um eine seiner Schwestern zu besuchen. Wegen der fehlenden Baeume war die Hitze ungleich groesser. Auch der Spassfaktor hatte rapide abgenommen.
Nach zwei Stunden Wanderung nahmen die gesundheitlichen Probleme, die sich schon am Vortag angekuendigt hatten, zu. Wir mussten nach einer Loesung suchen, zumal wir nicht ganz legal unterwegs waren. Um eventuelle Schwierigkeiten zu vermeiden, beschlossen wir moeglichst schnell wieder in Richtung Malaysia zu gelangen. Zum Glueck kam uns kurz vor Brian Baru ein 4x4 entgegen, der sich bereit erklaerte, uns nach Long Midang zu fahren, das unser eigentliches Etappenziel fuer den Tag sein sollte und kurz vor der Grenze lag. Der
Abschied von Darius war kurz aber herzlich. Nach einer Stunde ueber eine Buckelpiste erreichten wir Long Midang. Philip kannte gluecklicherweise den Dorfchef, der uns bei sich aufnahm und uns auch sonst eine grosse Hilfe war. Er organisierte uns einen Arztbesuch, bei dem fuer ein wenig Kleingeld keine grossen Fragen gestellt oder Aufzeichnungen gemacht wurden. Die Probleme stellten sich als geringer heraus, als wir befuerchtet hatten. Wir hatten also keine grosse Eile mehr und blieben bis zum naechsten Morgen in Long Midang.

Ungluecklich darueber, dass wir unsere Reise um einen Tag verkuerzt hatten, waren wir nicht. Bis auf einen Berg waeren wir nur auf diesen Logging Roads unterwegs gewesen und nicht, wie wir wollten, im Dschungel. Das Ziel fuer die naechste Episode unserer Tour war ausgegeben: Zurueck in die Zivilisation...

Mittwoch, 29. Februar 2012

Rumble in the Jungle - Die gruene Grenze

...der naechste Morgen begann frueh und aufregend. Da es fast die ganze Nacht geregnet hatte, war der Pegel unseres Flusses erhoeht. Nicht sehr viel, aber immerhin so, dass es unsere Weiterreise stark verzoegerte. Der uebliche Weg ueber einen Baumstamm war ueberflutet und die Stroemung nicht ohne. Ich wollte es genauso wenig versuchen wie Leon. Philip jedoch ging unerschrocken voran. Noch drei Meter, noch zwei Meter, noch einen Meter - Platsch und drin lag er. Das war uns eine Bestaetigung, es nicht zu versuchen. Ein Stueck flussaufwaerts hing ein Baum halb ueber dem Fluss. Innerhalb von 20 Minuten hatten wir drei dicke Bambusrohre geschalgen und daraus eine provisorische Bruecke zum ueberhaengenden Baum gebaut. Fuer
den Falle eines Absturzes hatten wir alles Wichtige wasserfest eingepackt. Ich war das Versuchskaninchen. Seitwaerts, Schritt fuer Schritt, drei Meter ueber dem Wasser, auf zwei Bambusrohren, eines zum festhalten, aber bloss nicht zur sehr. Zum Glueck konnte ich das Gleichgewicht halten und die Bruecke hielt. Auch auf dem Baumstamm gab es einige Probleme, vor allem wegen des Rucksacks. Trockenen Fusses erreichten wir alle - mal abgesehen von Philip - das gegenueberliegende Ufer. Von da an war es die selbe Prozedur wie am Vortag: Gaensemarsch, selbe Reihenfolge, viele Bluegel und bergauf. Nach der Pause am Gipfel hatten wir nur noch bergab und auf Ebenen zu laufen.
Was diese Gipfelueberquerung fuer uns bedeutete wussten wir nicht ganz genau. Ich wuerde es Grauzone nennen, andere nennen es illegal. Wir hatten die Grenze nach Kalimantan, Indonesien ueberquert. Doch niemanden stoerte es - es war auch keine Menschenseele in der Naehe. Je weiter wir ins Tal hinunterkamen, desto aufgeregter war Darius. Sein Heimatdorf war unser heutiges Etappenziel. Am fruehen Nachmittag erreichten wir es und uebergluecklich nahm er uns bei sich auf. Eigentlich wollten wir am Nachmittag entspannen, doch es wurde zum Kennenlernmarathon. Wir hatten das Gefuehl, dass das halbe Dorf, Tanjung Karya, mit Darius verwandt ist. Bei acht Kindern, einigen Enkelkindern und unzaehligen Bruedern und Schwestern, Onkel und Tanten, Cousinen und Cousins usw. ist schnell ein ganzes Dorf gefuellt. Gelebt haben wir wie die Maden im Speck. Waehrend des halben Tages in Tanjung Karya hatten wir vier Mahlzeiten und zwischendrin gab es immer wieder frisches Obst. Genug Essen fuer Gaeste zu haben ist hier ein Zeichen fuer Gastfreundschaft. Essen abzulehnen ist ein No-Go und gilt als ausserst unhoeflich! Am Ende des Tages lagen wir wie die Kaefer auf dem Ruecken und konnten uns nicht mehr bewegen, so vollgestopft waren wir...

Rumble in the Jungle - Jungle Nights

...als es am naechsten Morgen endlich losging, waren wir ploetzlich zu viert. Darius kam aus einem der Doerfer auf unser Route und hatte gehoert, dass wir dorthin aufbrechen wollten. Er hatte extra drei Tage gewartet, damit er den Weg nicht alleine nehmen musste. Direkt am Ortsausgang begann das, worauf wir hingefiebert hatten - das gruene Herz Borneos. Schon nach zehn Minuten Marsch waeren Leon und ich ohne Guide hilflos gewesen. Der Pfad war schmal, an einigen Stellen mussten wir uns den Pfad mit der Machete frei machen. Hindernisse wie umgefallene Baueme, Schlammloecher und kleine Fluesse hielten uns nicht auf. Zwei Berge galt es an diesem Tag zu ueberwinden. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit machten den Weg ungleich schwerer. Keuchend und stoehnend trieben wir uns die Berge hinauf. Fuer mich war es jedoch schlimmer bergab zu gehen. Es war steil und die feuchten Blaetter und der Schlamm machten den Absteig zu einer Rutschpartie. Dazu kam noch das Gewicht unser Rucksaecke mit all unseren Sachen und Proviant. Ich hatte zum Glueck nur rund 15kg auf den Ruecken; der arme Leon jedoch mehr als 20kg. Wirklich nervtoetend waren die Blutegel. Gelegentlich sah man sie sich auf feuchten Blaettern nach einer neuen Nahrungsquelle winden - meistens sah man sie jedoch nicht. So kontrollierte ich fast im Minutentakt meine Schuhe und Beine nach den Saugern. Wenn man einen uebersah machte es sich an Blutflecken auf der Kleidung bemerkbar. Die Egel sind zwar nicht gefaehrlich oder uebertragen Krankheiten, aber sie hinterlassen blutige Wunden, die bei diesen klimatischen Bedingungen ungleich laenger baruchen, um zu heilen. Irgendwann fragte Philip: "Warum hat Gott diese Biester geschaffen? Was fuer einen Nutzen haben sie?" Ich weiss keine Antwort. So wanderten wir ueber Stunden, meist im Gaensemarsch: Darius vorneweg, dahinter ich, gefolgt von Leon und den Schluss bildete Philip. Obwohl wir zu viert waren, wurde kaum gesprochen. Jeder war alleine mit sich selbst und seinen Gedanken beschaeftigt.

Zeitig vor Sonnenuntergang hatten wir unser Domizil erreicht: Eine Huette mitten im Dschungel. Es war eher ein Dach mit ein wenig Wand und einer Feuerstelle.
Eine kleine erhoehte Flaeche
bot Schutz vor Bodenfeuchtigkeit, auf der gerade genug Platz fuer uns vier und unsere Sachen war. Der neben der Huette fliessende Fluss diente als Trinkwasserquelle, zum (Ab-)Waschen und als Toilette. Als unser Schlaflager aufgebaut war - ich schlief auf einem alten Sack - besorgten wir fachmaennisch mit Machete Feuerholz. Das Feuer diente nicht nur zum Kochen, sondern hielt auch allerlei Ungeziefer ab. Nach unserem obligatorischen Reis mit Dosensardinen und Dschungelfarn sowie einer Tasse Tee, oeffneten wir noch eine Flasche lokalen Kraeuterschnaps, der sich als guter Schlaftrunk herausstellte. Um halb acht war der Tag gelaufen. Mit den Geraeuschen des Dschungels schliefen wir ein...

Rumble in the Jungle - Probier's mal mit Gemuetlichkeit

...Philip und Pauline warteten schon auf uns drei, als wir in Pa Lungan ankamen. Es war ein kleines Dorf mit weniger als 100 Einwohnern, umsaeumt von saftig-gruenen Huegeln. Wir liessen es uns gut gehen. Pauline bereitete die gesamte Zeit fantastisches Essen fuer uns zu. Alles, was auf den Tisch kam, war nicht aelter als wenige Stunden; sei es Gemuese, Fisch, Fleisch oder Obst. Besonders gut war der Dschungelfarn. Vorher hatte ich noch nie gehoert, dass man Farn essen kann. Fuer uns war es wenig aufregend in den Tagen in Pa Lungan. Bei den Nachbarn ging ich fischen und konnte dadurch sogar zum Abendessen beitragen. Jedesmal wenn ich jemanden erzaehlte, ich sei Deutscher, fiel der Name Lutz. Ich hoerte, er sei aus Deutschland und lebte im Nachbartal. Er solle ein nicht sehr gespraechiger Zeitgenosse sein und gerne auf Baeume klettern. Irgenwann packte es mich ihn zu finden. Ich wollte mich selbst von der Person ueberzeugen, ueber die ich so viele merkwuerdige Dinge gehoert hatte. Also machte ich mich auf den Weg und suchte - vergeblich. Irgendwie war ich auch froh, ihn nicht gefunden zu haben. Merkwuerdige Personen alleine im Dschungel zu suchen, gibt einem schon ein komisches Gefuehl.
Trotzdem war Pa Lungan in keinerlei Hinsicht enttaeuschend. Es ist eines der schoensten Doerfer, die ich besucht habe. Das Essen hier war hervorragend und meist viel zu viel. Das Leben hier ist einfach, aber aeusserst herzlich.
Wichtig fuer uns war es Kraefte zu sammeln und uns auf das vorzubereiten, was bevorstand: Der lange Marsch durch den Dschungel. Philip erklaerte sich bereit unser Guide zu sein und gemeinsam steckten wir die Route ab. Wir waren bereit fuer die kommenden Tage...

Rumble in the Jungle - Die Bruecke bei Pa Ukat

...am naechsten Morgen machten Josh, Leon und ich uns auf den Weg nach Pa Lungan. Steven hatte einige selbst gemalte Karten von der Umgebung, die wir abmalten und -fotografierten. Damit sollten wir es auch ohne Guide bis zum naechsten Zwischenstopp schaffen. Leon und ich hatten all unsere Besitztuemer auf dem Ruecken, waehrend Josh nur das Noetigste fuer zwei Tage dabei hatte. Wir hingegen hatten noch zusaetliche Vorraete fuer einige Tage im Dschungel im Gepaeck.
Bis zum ersten Dorf auf unser Route schafften wir es problemslos. Aus Pa Ukat heraus fuehrte laut unseren Infos eine ueberdachte Bruecke und weitere 15 min spaeter sollte ein Hinweisschild folgen. Die Bruecke fanden wir und folgten dem Pfad. Nach rund einer halben Stunde hatten wir das Schild immer noch nicht gefunden. Wahrscheinlich hatten wir es einfach uebersehen. Da der Boden sehr tief war, konzentrierten wir uns eher auf den naechsten Schritt als auf die Umgebung. Wir fanden einen Fluss, den wir auf schmalen Bambusstaeben ueberquerten, aber irgendwie passte unsere Route nicht 100%ig zu unseren Infos. Schliesslich standen wir irgendwo im Regenwald und waren uns sicher, dass dies nicht der richtige Weg ist. Nochmals scannten wir alle unsere Infos und fanden Koordinaten auf einer der Karten. Bisher war mein GPS ein teures Spielzeug gewesen, aber ich habe mir immer gesagt: "Irgendwann wirst Du es baruchen." Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Wir waren rund 5,5km vom Kurs abgekommen. Den Weg zu verlassen und quer durch den Dschungel zu laufen ist trotz GPS das duemmste, was man machen kann. Also kehrt Marsch und zurueck bis zur Bruecke. Dort angekommen suchten wir vergeblich nach einem besseren Weg. Wir mussten noch einen Schritt weiter zurueck und landeten wieder im Dorf. Dort fanden wir heraus, dass wir die falsche Abzweigung genommen hatten und es noch eine zweite ueberdachte Bruecke gab. Wie viele Doerfer mir rund 30 Einwohner ausserhalb der Zivilisation gibt es, die zwei ueberdachte Bruecken haben?!?

Als wir erst einmal auf dem richtigen Weg waren,
ging es einfach voran. Es ging hoch und runter durch den Urwald, wir wateten durch Schlamm, durchquerten Sumpflandschaften auf schmalen Bambusstegen und wanderten durch Farnfelder. Der Regen liess uns die meiste Zeit zufrieden und nach drei Stunden hatten wir endlich die Haengebruecke nach Pa Lungan erreicht. Insgesamt hatten wir sechs anstatt vier Stunden gebraucht. Muede, schweissdurchnaesst und voller Schlamm hatten wir unser Homestay, das zumindest fuer Leon und mich unser zu Hause fuer die kommenden drei Naechte sein sollte, nach dieser anstrengenden Wanderung erreicht...

Sonntag, 26. Februar 2012

Wo bin ich? Teil 4



Wie immer geht es auch hier wieder um ein Souvenier von meiner Reise.

Tipp: Hier koennte einer reichsten Maenner der Welt beten

Rumble in the Jungle - Jungle Joe


...im Longhouse, in dem Steven wohnte, wurden Leon und ich von Tine, seiner daenischen Frau, und ihrem 5 Monate alten Sohn Noah mit frisch gepflueckten Ananas begruesst. Gleich fuehlten wir uns wie zu Hause. Hier war es eher wie in einer Kunstaustellung oder in einem Atelier, denn Steven ist - wie ich finde - ein begnadeter Maler. Wir liessen die Seele baumeln und genossen das Panorama der sanft-gruenen Berge, die das Tal, in dem Bario liegt, umrahmten. Der Ort strahlte einen unheimlichen Frieden aus - andere wuerden sagen: Hier ist nichts los. Steven zeigte uns anhand seiner selbst gemalten Karten, was hier in den Highlands so moeglich ist, und Leon und ich schmiedeten weitere Plaene. Fuer den naechsten Tag beschlossen wir die Gegend per Kajak zu erkunden.
Stu, ein Freund von Steven und Tine, wollte uns auf unser Dschungel-Kajaktour begleiten. Flussaufwaerts war ein wenig Arbeit noetig, aber flussabwaerts konnten wir uns im wahrsten Sinne des Wortes treiben lassen und den Urwald geniessen. Gelegentlich kreuzte ein Hornbill unseren Weg oder die Bueffel am Flussufer begutachteten uns mit grossen Augen. An einer Huette hielten wir, um zu schauen, wer oder was sich hier verbirgt. Sie war verlassen und eine dicke Staubschicht bedeckte das Innere. Wir spielten CSI, konnten aber nicht herausfinden, wer hier gelebt hatte. Nur einige nuetzliche Gegenstaende mussten wir beschlagnahmen. Ein wenig weiter flussabwaerts hielten wir an und folgten einem kleinen Pfad in den Dschungel. Wir lernten, welche Fruechte geniessbar sind und einige weiter nuetzliche Fertigkeiten. Da wir unsere kleine Exkursion barfuss unternahmen, lernten wir auch das Wesen der Blutegel erstmals kennen - es war eine blutige Erfahrung, aber im Dschungel unvermeidbar. Fuers Essen stoppten wir an einer freien Uferstelle und machten Feuer. Immer wieder hatten wir und das Feuer mit dem kuehlen Nass von oben zu kaempfen. Regenwald - der Name ist Programm.

Irgendwann auf dem Rueckweg kam bei Leon und mir die Frage auf: "Wie heisst er eigentlich nochmal?"
"Aehm, keine Ahnung, mein Namesgedaechtnis ist schreklich."
"Nennen wir ihn Jugle Joe."

Natuerlich haben wir Stu nicht so genannt, aber fuer uns war er Jungle Joe - und wir hatten einen fantastischen Tag mit ihm! Als wir nach Sonnenuntergang wieder in unser Domizil kamen, wartete schon das Abendessen auf und, genauso wie Josh, der unser Begleiter auf unser ersten Etappe durch den Dschungel werden sollte..
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Donnerstag, 23. Februar 2012

Rumble in the Jungle - Runter kommen sie alle

In Mulu lernte ich Leon kennen, der ebenfalls alleine auf Reisen war. Schnell fanden wir heraus, dass wir aehnliche Ideen und Vorstellungen vom Reisen hatten, und so beschlossen wir die naechsten Abenteuer gemeinsam anzugehen. Das Ziel sollten die Highlands im Herzen Borneos sein. Schon am naechsten Tag waren die dazu notwendigen Fluege gebucht und einige Tage spaeter sassen wir im Flieger nach Bario. Es sollte der aufregendste Flug meines Lebens werden. Nicht nur, dass das Gepaeck gewogen wurde, sondern auch wir mussten auf die Waage, bevor wir das winzige Flugzeug bestiegen. Wir sassen ganz vorne im Flugzeug, mit uns nicht mal ein Dutzend anderer Passagiere und jede Menge Vorraete. Vor dem Start gab es noch einen kleinen Plausch mit den Piloten, denen wir waehrend des gesamten Fluges bei der Arbeit zuschauen konnten. Unter uns wie immer nur gruen, vereinzelt sahen wir Holzfaeller-camps. Irgenwann erspaehte ich einen kleinen Flughafen unter uns - es war Mulu, wo ich noch einen Tag vorher gewesen war. In einige der Hoehlen, die ich waehrend meiner Woche in Mulu erkundet hatte, konnte ich vom Flugzeug hineinschauen. Als die Berge hoeher wurden und die Wolkendecke dichter, wussten wir, dass unser Ziel nicht mehr weit war. Der Laerm der Propeller machte es fast unmoeglich zu kommunizieren und manchmal, wenn wir die Wolken umkurvten, war das Gefuehl im Magen etwas flau. Doch dann ging es schon hinunter. Durch das Cockpit verfolgten wir den Landeanflug auf Bario. Die Landebahn war wirklich kurz, doch unsere Piloten brachten uns sicher nach unten. Unsere Rucksaecke entluden wir selbst und keine fuenf Minuten spaeter trafen wir Steven, der unser Gastgeber fuer die naechsten zwei Naechte sein sollte...

Dienstag, 14. Februar 2012

Underground

Gruen, alles was ich sehen konnte war gruen, als ich im Anflug auf Mulu war. Irgendwo, vielleicht 100km suedlich von Brunei, setzte unser Flugzeug auf einer kleinen Landebahn auf. Jetzt war ich wirklich mitten im Dschungel. Mit dem Auto hierher zu kommen ist unmoeglich, es gibt einfach keine Strasse hierher. Die einzig andere Moeglichkeit ist per Boot oder langem Marsch durch das niemals endende Gruen.
Der Grund, warum ich mich auf den Weg nach Mulu gemacht hatte, waren die Hoehlensysteme, die die groessten der Welt sein sollen. Nach meiner Cavingtour auf den Philippinen hatte ich Blut geleckt und wollte mehr vom Untergrund kennenlernen. Nach ein paar Tagen war es dann soweit; ich hatte zwei Tage unter der Erde vor mir. Tag eins war nur dazu da, um mich ein wenig aufzuwaermen. Vielleicht zwei oder drei Stunden in der Hoehle, ein wenig hoch und runter sowie ein paar kleine Seilpassagen - es war fast wie ein Spaziergang.
Der zweite Tag sollte wesentlich anstrengender werden. 4,8km lang ist die Passage zwischen den beiden Hoehlen, die ich erkunden wollte. Der Einstieg war recht einfach, denn auf den ersten Metern gibt es noch einen richtigen Weg mit Gelaender und Belechtung. Danach hiess es Helm auf, Leuchte an und auf die Batterien vertrauen. Im Hintergrund waren staendig die Geraeusche der Fledermaeuse und tropfendes Wasser zu hoeren. Stunde um Stunde ging es hoch und runter, links und rechts. Zu Glueck waren an einigen Stellen Seile angebracht, denn 10m gerade runter war keine Seltenheit. Die Luftfeuchtigkeit hier unten war extrem hoch und anstrengend; im Schein der Lampe sah man die einzelnen Tropfen in der Luft schwirren. Meine Kleidung war mittlerweile schweissgetraenkt und in allen Moeglichen brauntoenen gefaerbt - eine Mischung aus Lehm und Guano und vom Geruch muss ich gar nicht erst sprechen. Am meisten forderten mich die Passagen, an denen man sich durchzwaengen musste und es gleichzeitg steil nach unten ging. Abrutschen verboten! Ein gebrochenes Bein ist kein Spass, erst recht nicht hier unten. Und fuer die, die mit ihren Baeuchen prahlen: Selbst mit Bauch einziehen koennte es eng werden. Mittlerweile waren es nun fuenf Stunden unter der Erde, doch das Highlight sollte noch kommen. Ein Fluss wiess die Richtung zum Ausgang der Hoehle. Er war vielleicht acht bis zehn Meter breit und die Stroemung reisserisch. Noch war es rund einen Kilometer bis zum Ende und er musste mehrere Male durchquert werden. Bis zur Brust stand ich im Wasser, meist jedoch musste ich schwimmen und mich an Seilen durchs Wasser ziehen. Eine Unachtsamkeit und die Stroemung nimmt einen mit - und was unter was ist, ist schwer zu sehen im Schein der Lampe.
Und dann, nach fast sieben Stunden - das Licht am Ende des Tunnels! Muede und erschoepft, vollkommen drecking und stinkend, trotz der Flusspassage, hatte ich mein Ziel erreicht!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Um Kopf und Kragen

Nach den schneebedeckten Gipfeln des oestlichen Himalayas und dem Leben als Robinson Crusoe auf den Philippinen hat nun ein neues Kapitel meiner Reise begonnen: der Dschungel.
Von Singapur habe ich mich auf den Weg nach Borneo gemacht, auf der Suche nach wilden Tieren, Headhuntern und neuen Abenteuern...
Die erste Station war Kuching; ein guter Ausgangspunkt, um sich an Land und Leute zu gewoehnen, Informationen zu sammeln und letzte Vorbereitungen zu treffen. Da ich die ersten Tage der einzige Backpacker in meinem Hostel war, kam ich sofort in Kontakt mit den Einheimischen. Die Menschen hier sind ein guter Mix aus verschiedenen Kulturen. Die meisten haben chinesische Wurzeln, andere sind Muslime von der malayischen Halbinsel und natuerlich leben hier viele Menschen von den Staemmen des Dschungels.
Und genau diese waren frueher Headhunter. Noch immer leben viele in Longhouses versteckt in der gruenen Hoelle. Longhouses sind Holzhaeuser, die auf Pfaehlen gebaut sind und bis zu 40 Familien beherbergen. Kommt man hier zufaellig waehrend eines Festes vorbei, dann muss man mit ihnen trinken. An jeder Tuer bekommt man lokalen Reiswein serviert - und es ist aeusserst unhoeflich abzulehnen. Die ersten Drinks sind noch akzeptabel, aber bei 40 Familien... Nicht selten ist es vorgekommen, dass man am naechsten Morgen aufwacht und mit der Tochter des Stammesfuehrers verheiratet ist. Frueher war dies jedoch anders. Wenn man heiraten wollte, dann musste man seinem zukuenftigen Schwiegervatermindestens drei Koepfe praesentieren, um zu zeigen, dass man Mann genug ist fuer seine Tochter. Besonders die Koepfe von Frauen haben einen grossen Wert. Mit so einer Trophaee beweisst man besonderen Mut, weil man bis ins Herz des feindlichen Stammes eingedrungen ist und eine Frau erbeutet hat. Noch heute sind die Longhouses mit den Schaedeln der unseeligen geschmueckt. Angst selbst einmal dort zu haengen braucht man allerdings nicht haben, seit vielen Jahren wird die Menschenjagd nicht mehr praktiziert.
Um Kuching herum gibt es noch einige wilde Orang Utans. Mein erster Versuch, als ich mit einem Einheimischen in den Dschungel bin, um welche zu finden, ist leider fehlgeschlagen - es sind eben wilde Tiere. Aber hier auf Borneo gibt es noch viele Orte, an denen die Chance gross ist, welche zu erspaehen.
Nun ist es allerdings erst einmal Zeit fuer andere Abenteuer im Gunung Mulu Nationalpark...

Donnerstag, 2. Februar 2012

City of Tiger

Einen Tag und zwei Naechte hatte ich Zeit in der saubersten, strengsten und einer der teuersten Staedte der Welt. 70 Euro war mein Budget und ich wollte testen, was man damit alles in Singapur unternehmen kann.
Mein Dorm teilte ich mir mit drei Chinesen, die anscheinend dort wohnten. 8qm, vier Betten, ein Fernseher, ein Stuhl und kein Fenster. Aber das war nicht so schlimm; ich wollte die Stadt sehen.
Ich hatte gehoert, es gaebe noch primaeren Jungle in Singapur. Nach dem Fruehstueck besorgte ich mir eine Tageskarte und los ging's. Und tatsaechlich, Jungle mitten in der Stadt mit Lizzards, wilden Affen, singenden Voegeln und vielem mehr. Ich lief auf Wanderwegen und Mountainbiketrails durch den Urwald, kletterte ueber Felsen und entdeckte sogar eine Hoehle. Wahrscheinlich kennen nur sehr wenige Menschen diesen Ort. Das beste aber war, dass ich nicht ein bisschen Stadtlaerm hoerte.
Nach vier schweisstreibenden Stunden meldete sich mein Magen. Wo isst man in Singapur gut und guenstig? Entweder in Chinatown oder Little India. Ich entschied mich fuer Daal Chapati an einem der unzaehligen Essenstaende. Erinnerungen an meine Tour 2010 kamen da wieder hoch.
Von Little India aus liess ich mich treiben, natuerlich zu Fuss. Ich kam am beruehmten Raffles vorbei, bis ich schliesslich im touristischen Herzen der Stadt war - der Marina Bay. Nachdem ich genug von posierenden Chinesen hatte, machte ich meine Runde um die Bay, vorbei an den riesigen Finanztempeln, ueber die Helixbridge und weiter zum Riesenrad.
Gleich neben dem Riesenrad sah ich die Boxengasse des alljaehrlichen F 1-Rennen. Ich dachte, was der Vettel kann, das kann ich auch. Also los. Ich wollte auf den Siegerbalkon schleichen und den Vettel-Finger machen. Leider erwischten mich die Sicherheitsleute und baten mich hoeflich, aber mit Nachdruck, das Gelaende zu verlassen.
Noch hatte ich Zeit mehr von der Stadt zu sehen. Vom Kreuzfahrtterminal wollte ich nach Chinatown wandern. Es ging ueber einen Berg, von dem man einen guten Ausblick auf Sentosa Island hat, und weiter in irgendeine Richtung. Da ich weder Reisefuehrer noch Karte hatte, fragte ich immer wieder nach dem richtigen Weg. Die Leute hielten mich fuer verrueckt, weil ich laufen wollte. Kein Wunder, dass es hier so viele Uebergewichtige gibt. Querfeldein durch die Wohnbloecke war es gar nicht weit.
Chinatown selbst ist sehr touristisch angelegt und mein Abendessen dort war zwar guenstig, aber eher mittelmaessig. Vielleicht bin ich auch zu verwoehnt nach meinem Monat in China.
Spaet abends kam ich zurueck ins Hostel und hatte nach Abzug von Fruehstueck und Flughafentransfer noch genug Geld fuer ein wohlverdienstes Feierabendbier.
Mein Fazit: Ich war positiv von Singapur ueberrascht, besonders weil ich es nach neun Jahren anders in Erinnerung hatte; es ist eine sehr lebenswerte Stadt mit vielen Facetten und Sehenswuerdigkeiten. Klar, es ist das teuerste Pflaster in Suedostasien, aber man kann auch hier relativ guenstig leben. Und den Sparfuechsen unter Euch sei gesagt, dass man hier schon fuer 1 Euro campen kann. Probiert es selbst mal aus...

Montag, 30. Januar 2012

MyNila

Ein Hostel ist ein ganz eigener Mikrokosmos, man trifft Menschen von ueberall her, jung und alt, arm und reich. Einige bleiben nur kurz, andere leben dort. In Manila habe ich ein ganz besonderes Hostel gefunden - friendly's. Es war meine Oase in einer sehr zwielichtigen Gegend. Hier ist eine kleine Auswahl von Menschen, denen ich hier begegnet bin.

Mike: seit eineinhalb Jahren unterwegs. Es war das Ende seiner Weltreise. 50 Laender hatte er breist, darunter Exoten wie Ost-Timor (1.500 Besucher pro Jahr), Guam irgendwo im Pazifik. Seine Leidenschaft war der Jungle, vielleicht sollte ich das auch mal machen.
Jinky: eine Filipina, alleineriehende Mutter. Sie hatte harte Schicksalsschlaege in der vergangene Zeit und machte in Manila einfach nur ein paar Tage Urlaub.
Arni: 68 hat eine Freundin, 31 Filipina. Mein erster Eindruck war das typische Touristenbild, aber das aenderte sich schlagartig, als ich ihn kennenlernte. Waehrend seiner 52 (!) Jahre auf Reisen ist er u.a. neun Jahre lang ums Mittelmeer gewandert.
Raymond: Seit er in Rente ist erlaubt ihm seine Frau drei Monate im Jahr zu reisen. Mit ihm habe ich eine sehr lange Diskonacht verbracht und ich muss sagen, er hat es voll drauf!
Jerome: Ist von Frankreich nach Peking getrampt und bereist jetzt per Motorrad den Rest der Welt. Ein schraeger Vogel, der fuer jeden Spass zu haben ist.
Marc: Daene, Anfang 20, studiert und macht gerade ein Praktikum in seiner eigenen Firma auf den Philippinen. Wenig Arbeit, viel Surfen und ausreichend Kohle. Der hat echt ein super Studentenleben.
Jim: War frueher beim Peacecorps, lebt seit 18 Jahren im Paradies, hat seine eigene Tauchschule und engagiert sich stark fuer das Wohlergehen seines Ortes. Er wollte, dass ich fuer ihn arbeite, obwohl ich gar nicht tauchen kann.
T-Bone: lebt im Hostel, seine Ex-Freundin erwartet ein Kind von ihm und er kann nicht weg. Ich beneide ihn nicht um seine aktuelle Lebenssituation.
Jeff: Lebt in Manila, kommt fast jedes Wochenende ins Hostel, um mit voellig fremden Menschen aus aller Welt zu feiern.
Niki: Inderin, reist, um den gesellschaftlichen Zwaengen ihrer Gesellschaft zu entkommen.
Jody: "He's a great motherf**ker!"

Fuer mich endet das Kapitel Philippinen hier vorerst. Naechstes Ziel: Singapur und dann will ich die letzten wild lebenden naechsten Verwandten von uns Menschen finden...

Montag, 23. Januar 2012

Wo bin ich? Teil 3

Neue Runde, neues Glueck.
Die beiden ersten Raetsel sind geloest worden. Glueckwunsch an die Gewinner! Die richtigen Antworten waren Halong Bay in Vietnam und Sagada auf den Philippinen.

Welche Stadt ist diesmal gesucht?

An jedem verdammten Sonntag

Sonntag Mittag, irgendwo auf den Philippinen.
Unzaehlige Maenner stroemen in eine Richtung, in Richtung Arena. Vielen kostet es einen Tageslohn, um dabei zu sein. Innen, in der Arena, geht es um viel: es geht um Ehre und sehr viel Geld. Wie bei einem Boxkampf sind die Raenge gefuellt mit Menschen. Die Stimmung ist auf geheizt, als die Gladiatoren den Ring betreten. Waehrend sich die Kontrahenten noch ein wenig aufwaermen, um in die richtige Stimmung zu kommen, wird die Lautstaerke immer groesser; verschiedene Handzeichen werden gemacht und es hoert sich an, als ob hier eine Marktschreierversammlung waere. Dann geht es los. "Ah" und "Oh" schallt es von den Raengen - und nach nach nur wenigen Sekunden ist alles vorbei. Einer der beiden Gladiatoren hat es nicht ueberlebt. Es beginnt Geld zu regnen. Da fliegt mal eben ein ganzer Monatslohn an einem vorbei und wechselt den Besitzer, so wird hier gewettet - und das mehere hunderte Mal am Tag.
Der unterlegene Gladiator kommt im Anschluss zumeist in den Kochtopf oder auf den Grill.

Dienstag, 17. Januar 2012

Wo bin ich? Teil 2

Das erste Raetsel ist leider noch nicht geloest, nahe dran, aber viel bekannter. Es kann weiterhin geloest werden.

Auch hier gibt es wieder Souveniers von meiner Reise zu gewinnen.

Heute geht es um dieses Bild:

Going up the country

Ich glaube es war ein Sonntag Abend, als ich in Manilas Rotlichtviertel auf Tobi traf. Wir hatten den ueblichen Backpacker-Smalltalk und verstanden uns von Anfang an. "Ich in den naechsten Tagen nach Norden in die Berge reisen", sagte ich. Er stand auf, schuettelte mir die Hand und sagte: "Ich bin dabei!"
Schon am naechsten Abend sassen wir im eiskalten Bus in Richtung Norden. Nach erstaunlich viel Schlaf erreichten wir am naechsten Morgen unseren ersten Zwischenhalt, von dem es auf dem Dach eines Jeepneys weiter die Berge hinauf ging. Vom ersten Moment fuehlte ich mich sehr wohl in diesem Ort, ich merkte wie die Anspannung der Grossstadt und der Reise sofort verschwunden war. Zu spaeter Stunde kehrten wir in einem der lokalen Wirtshaeuser ein. Drei weitere Gaeste waren da. Zwei Althippies und eine junge Kanadierin. Am Ende des doch noch recht langen Abends sagte ich zu Sophy: "Wir gehen morgen wandern, ohne Guide, wenn Du mitkommen willst, dann komm' zwischen neun und zehn zu unserem Hotel. Es ist das babyblaue die Strasse runter."
Am naechsten Morgen stand sie puenktlich auf der Matte - wir hatten nicht damit gerechnet. Ab jetzt waren wir zu dritt. Es ging bergauf und -ab, in kleine Hoehlen, entlang von Fluessen, wir badeten in Wasserfaellen etc. Nach der Hitze der vergangenen Wochen tat die Abkuehlung in den Bergen wirklich gut. Nachts musste man etwas langaermliges anziehen. In der Naehe von unsrem Bergdorf sind viele Hoehlen, wovon wir zwei besuchten - diesmal mit Guide. Von einer kleinen Hoehle ging es tief durch den Berg zu einer groesseren Hoehle und dann wieder ans Tageslicht. Ich hatte mich entschieden die vierstuendige Tour barfuss zu machen, was ich als sehr gute Entscheidung herausstellte. Die steilen Felsen mussten wir an Seilen hinunterkletterten, wir schwammen in unterirdischen Seen und zwangen uns durch enge Spalten. Zum Glueck hatten wir einen Guide, der mit Adlerauge auf unsere Laterne achtete: "Das ist unsere Lebensversicherung." Wie recht er hat, ohne Licht kannst Du nur hoffen, dass die naechsten noch am selben Tag vorbeikommen.


Nach einigen Tagen ging es fuer Tobi und mich weiter in ein weiteres Bergdorf. Um es von der naechsten Strasse zu erreichen muss man erst etwa eineinhalb Stunden bergauf und dann nochmal 45 Minuten bergab laufen. Aber der Ausblick entschaedigt fuer alles:


Drei Tolle Tage verbrachten wir in den Reisfeldern, natuerlich zu Fuss.

Wie es jetzt weitergeht, weiss ich noch nicht, es wird irgendetwas spontanes sein. Zwei Wochenhabe ich auf den Philippinen noch...

Donnerstag, 12. Januar 2012

True Manila

True Manila - eine Tour der etwas anderen Art.

Zu siebt machten wir uns auf den Weg Manila von einer anderen Seite kennenzulernen. Wir waren aus England, Frankreich, der Schweiz, Australien, Deutschland und den Philippinen und wollten das wahre Manila sehen. In einem der Slums der 19-Millionen-Metropole hielten wir an. Sofort waren wir von unzähligen Kindern umringt - also spielten wir erst einaml 'ne Stunde mit ihnen oder tanzten mit ihnen oder spielten die Manila-Version von Billard mit ihnen.


Auf der Straße neben uns wurden Hahnenkämpfe ausgetragen; zum Glück nur Training, ohne Rasierklingen oder töten. Zum Thema Hahnenkämpfe kommt später sicher mehr. So schön das Spielen mit den Kindern auch war, wir mussten weiter. Wir wollten etwas Gutes tun. An einem der zahlreichen kleinen Shops stoppten wir und ließen den Klingelbeutel rumgehen. Jeder gab, was er wollte. Am Ende wurde für das Geld Reis, Milchpulver, Dosenfleisch und Kekse gekauft. Um neugierige Blicke und Neid zu vermeiden, ging es schwer bepackt zum Haus unseres Tourguides Edwin, damit wir die Carepakete in Ruhe fertigmachen konnten. Als wir wieder aus dem Haus kamen, hatte es begonnen in Strömen zu regnen. Die Kinder spielten immer noch auf der Straße und hatten großen Spaß. Nass bis auf die Unterhose - egal, wir hatten Spaß! Natürlich wurden dann die Kekse unter den Kindern aufgeteilt - zumindest so gut wir konnten. Die Carepakete waren aber für wirklich Bedürftige. Also ging es nicht weit zu einer Brücke:


Es war stockdunkel unter der Brücke. Ein schmaler Gang führte hinein ins Dunkel, aufrecht laufen nicht möglich, von sanitären Einrichtungen brauchen wir nicht sprechen, links und rechts Holzverschläge, nicht viel größer als ein Bett, aber ohne Bett, nur mit spärlichem Licht, darin Familien mit Kindern. Ich habe schon viel Armut gesehen, aber so eine Art zu leben bisher noch nicht. Was sagt man zu solchen Leuten, wenn man ihnen eine kleine Unterstützung gibt? Ich habe ihnen jedesmal, wenn ich ihnen ein Carepaket gegeben habe, ihnen ein Frohes neues Jahr gewünscht. Sie haben gelächelt...

Ein tolles Projekt! Bitte unterstützt es auf Facebook oder geht auf die Seite und erfahrt mehr.
www.truemanila.com


Samstag, 7. Januar 2012

Wo bin ich?

Fuer die erste richtige Antwort gibt es ein Souvenier von meiner Reise!
Bitte die Kommentarfunktion nutzen.


Tipp: Ich bin ein Wunder der Natur


PA-LA-WAN

Ich habe mich verliebt! Palawan!

Diese Inselgruppe im Westen der Philippinen ist so ein schoenes Fleckchen Erde. Rund 2.000 Inseln zaehlen dazu, welche (noch) nicht vom Tourismus zerstoert sind.

Im Norden ist die Insel Busuanga mit der Hauptstadt Coron, die ein Synonym fuer Wracktauchen ist. Die Insel hat nicht sehr viel zu bieten, ausser einigen Straenden und der Nachbarinsel Caluit Island, auf die zahlreiche afrikanische Tiere exportiert wurden. Das wichtigeste sind die Gewaesser um Coron. Mehrere japanische Kriegsschiffe haben hier im zweiten Weltkrieg ihr Ende gefunden. Eines kann man sogar erschnorcheln. Wenn man Abenteuer moechte, dann mietet man sich einfach ein Kayak und erkundet die umliegende Insel- und Unterwasserwelt. Ueberall gibt es noch intakte Korallenriffe, aufregende Buchten zwischen den Kalksteinfelsen und einsame Straende. Ein paar Tage hier koennen wirklich nicht schaden!

Palawan ist die groesste Insel dieses Archipels. Hier findet man eines der sieben Wunder der Natur - den Untergrundfluss. Natuerlich hat sich hier die Tourismusbranche sehr gut organisiert, aber trotzdem ist es einen Besuch auf alle Faelle wert. Alleine kann man den Fluss leider nicht besuchen, deshalb braucht man einen Guide bzw. jemanden, der einen durch das unterirdische Labyrinth paddelt. Schon nach einigen Metern ist des dunkel und ohne Lampe ist man verloren. Insgesamt ist der Fluss ueber acht Kilometer lang und laengst noch nicht alles ist erkundet. Eine Tour dauert 45min und fuehrt etwa 1,5km tief in die Hoehle. Unezaehlige Fledermaeuse schwirren umher, es tropft von der Decke - es ist nicht immer Wasser, sondern Guano, also Mund zu - und die Geraeusche sind ein Mix aus Stimmen und kreischenden Feldermaeusen. Mein Fazit: Aehnlich wie jede andere Hoehle, aber der Fluss macht's.

Der Grossteil der Insel ist Jungle und Kalkfelsen. Wenn man vom Untergrundfluss vier bis fuenf Stunden nach Norden faehrt erreicht man El Nido. Fuer mich, wie schon gesagt, einer der schoensten Orte auf unserem Planeten. Du moechtest Korallen und bunte Fische sehen - hier bist Du richtig! Du moechtest spannende Lagunen und Buchten erleben - hier bist Du richtig! Du moechtest Traumstraende mit tuerkisem Badewannenwasser - hier bist Du richtig! Du willst Robinson Crusoe sein und fuer ein paar Tage deine eigene Insel haben - hier bist Du richtig! Aber nicht mehr lange. Auch hier nimmt der Tourismus ein immer groesseres Ausmass an und wird, meiner Meinung nach, die zauberhafte Natur gefaehrden.

Ich persoenlich halte diesen Weg fuer den besten: Besorg' Dir ein Motorrad und zieh einfach los! Ich war mit einem Italiener unterwegs und wir fanden zwei Kilometer weissen Sand, unbegrenzt viele Kokusnuesse und keine Menschenseele. Wer es noch ein wenig exklusiver moechte, der laesst sich einfach durch die Inselwelt schippern, sucht sich eine Insel aus, laesst sich absetzen und am naechsten Tag wieder abholen. Das ist alles kein Problem und belastet das Portemonnaie nicht allzu sehr. Allen, die nicht so Abenteuerlustig sind, kann ich versichern, dass es hier zahllose Inselresorts gibt, die jeden Luxusstandard bereithalten.

Noch ist Palawan ein paradiesischer Ort, wie lange es so bleiben wird, kann ich nicht sagen, aber ich denke nicht mehr allzu lange. Wer Abenteuer und urspruengliches will, der sollte sich beeilen...