English French German Spain Italian Dutch Russian Portuguese Japanese Korean Arabic Chinese Simplified

Mittwoch, 29. Februar 2012

Rumble in the Jungle - Die gruene Grenze

...der naechste Morgen begann frueh und aufregend. Da es fast die ganze Nacht geregnet hatte, war der Pegel unseres Flusses erhoeht. Nicht sehr viel, aber immerhin so, dass es unsere Weiterreise stark verzoegerte. Der uebliche Weg ueber einen Baumstamm war ueberflutet und die Stroemung nicht ohne. Ich wollte es genauso wenig versuchen wie Leon. Philip jedoch ging unerschrocken voran. Noch drei Meter, noch zwei Meter, noch einen Meter - Platsch und drin lag er. Das war uns eine Bestaetigung, es nicht zu versuchen. Ein Stueck flussaufwaerts hing ein Baum halb ueber dem Fluss. Innerhalb von 20 Minuten hatten wir drei dicke Bambusrohre geschalgen und daraus eine provisorische Bruecke zum ueberhaengenden Baum gebaut. Fuer
den Falle eines Absturzes hatten wir alles Wichtige wasserfest eingepackt. Ich war das Versuchskaninchen. Seitwaerts, Schritt fuer Schritt, drei Meter ueber dem Wasser, auf zwei Bambusrohren, eines zum festhalten, aber bloss nicht zur sehr. Zum Glueck konnte ich das Gleichgewicht halten und die Bruecke hielt. Auch auf dem Baumstamm gab es einige Probleme, vor allem wegen des Rucksacks. Trockenen Fusses erreichten wir alle - mal abgesehen von Philip - das gegenueberliegende Ufer. Von da an war es die selbe Prozedur wie am Vortag: Gaensemarsch, selbe Reihenfolge, viele Bluegel und bergauf. Nach der Pause am Gipfel hatten wir nur noch bergab und auf Ebenen zu laufen.
Was diese Gipfelueberquerung fuer uns bedeutete wussten wir nicht ganz genau. Ich wuerde es Grauzone nennen, andere nennen es illegal. Wir hatten die Grenze nach Kalimantan, Indonesien ueberquert. Doch niemanden stoerte es - es war auch keine Menschenseele in der Naehe. Je weiter wir ins Tal hinunterkamen, desto aufgeregter war Darius. Sein Heimatdorf war unser heutiges Etappenziel. Am fruehen Nachmittag erreichten wir es und uebergluecklich nahm er uns bei sich auf. Eigentlich wollten wir am Nachmittag entspannen, doch es wurde zum Kennenlernmarathon. Wir hatten das Gefuehl, dass das halbe Dorf, Tanjung Karya, mit Darius verwandt ist. Bei acht Kindern, einigen Enkelkindern und unzaehligen Bruedern und Schwestern, Onkel und Tanten, Cousinen und Cousins usw. ist schnell ein ganzes Dorf gefuellt. Gelebt haben wir wie die Maden im Speck. Waehrend des halben Tages in Tanjung Karya hatten wir vier Mahlzeiten und zwischendrin gab es immer wieder frisches Obst. Genug Essen fuer Gaeste zu haben ist hier ein Zeichen fuer Gastfreundschaft. Essen abzulehnen ist ein No-Go und gilt als ausserst unhoeflich! Am Ende des Tages lagen wir wie die Kaefer auf dem Ruecken und konnten uns nicht mehr bewegen, so vollgestopft waren wir...

Rumble in the Jungle - Jungle Nights

...als es am naechsten Morgen endlich losging, waren wir ploetzlich zu viert. Darius kam aus einem der Doerfer auf unser Route und hatte gehoert, dass wir dorthin aufbrechen wollten. Er hatte extra drei Tage gewartet, damit er den Weg nicht alleine nehmen musste. Direkt am Ortsausgang begann das, worauf wir hingefiebert hatten - das gruene Herz Borneos. Schon nach zehn Minuten Marsch waeren Leon und ich ohne Guide hilflos gewesen. Der Pfad war schmal, an einigen Stellen mussten wir uns den Pfad mit der Machete frei machen. Hindernisse wie umgefallene Baueme, Schlammloecher und kleine Fluesse hielten uns nicht auf. Zwei Berge galt es an diesem Tag zu ueberwinden. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit machten den Weg ungleich schwerer. Keuchend und stoehnend trieben wir uns die Berge hinauf. Fuer mich war es jedoch schlimmer bergab zu gehen. Es war steil und die feuchten Blaetter und der Schlamm machten den Absteig zu einer Rutschpartie. Dazu kam noch das Gewicht unser Rucksaecke mit all unseren Sachen und Proviant. Ich hatte zum Glueck nur rund 15kg auf den Ruecken; der arme Leon jedoch mehr als 20kg. Wirklich nervtoetend waren die Blutegel. Gelegentlich sah man sie sich auf feuchten Blaettern nach einer neuen Nahrungsquelle winden - meistens sah man sie jedoch nicht. So kontrollierte ich fast im Minutentakt meine Schuhe und Beine nach den Saugern. Wenn man einen uebersah machte es sich an Blutflecken auf der Kleidung bemerkbar. Die Egel sind zwar nicht gefaehrlich oder uebertragen Krankheiten, aber sie hinterlassen blutige Wunden, die bei diesen klimatischen Bedingungen ungleich laenger baruchen, um zu heilen. Irgendwann fragte Philip: "Warum hat Gott diese Biester geschaffen? Was fuer einen Nutzen haben sie?" Ich weiss keine Antwort. So wanderten wir ueber Stunden, meist im Gaensemarsch: Darius vorneweg, dahinter ich, gefolgt von Leon und den Schluss bildete Philip. Obwohl wir zu viert waren, wurde kaum gesprochen. Jeder war alleine mit sich selbst und seinen Gedanken beschaeftigt.

Zeitig vor Sonnenuntergang hatten wir unser Domizil erreicht: Eine Huette mitten im Dschungel. Es war eher ein Dach mit ein wenig Wand und einer Feuerstelle.
Eine kleine erhoehte Flaeche
bot Schutz vor Bodenfeuchtigkeit, auf der gerade genug Platz fuer uns vier und unsere Sachen war. Der neben der Huette fliessende Fluss diente als Trinkwasserquelle, zum (Ab-)Waschen und als Toilette. Als unser Schlaflager aufgebaut war - ich schlief auf einem alten Sack - besorgten wir fachmaennisch mit Machete Feuerholz. Das Feuer diente nicht nur zum Kochen, sondern hielt auch allerlei Ungeziefer ab. Nach unserem obligatorischen Reis mit Dosensardinen und Dschungelfarn sowie einer Tasse Tee, oeffneten wir noch eine Flasche lokalen Kraeuterschnaps, der sich als guter Schlaftrunk herausstellte. Um halb acht war der Tag gelaufen. Mit den Geraeuschen des Dschungels schliefen wir ein...

Rumble in the Jungle - Probier's mal mit Gemuetlichkeit

...Philip und Pauline warteten schon auf uns drei, als wir in Pa Lungan ankamen. Es war ein kleines Dorf mit weniger als 100 Einwohnern, umsaeumt von saftig-gruenen Huegeln. Wir liessen es uns gut gehen. Pauline bereitete die gesamte Zeit fantastisches Essen fuer uns zu. Alles, was auf den Tisch kam, war nicht aelter als wenige Stunden; sei es Gemuese, Fisch, Fleisch oder Obst. Besonders gut war der Dschungelfarn. Vorher hatte ich noch nie gehoert, dass man Farn essen kann. Fuer uns war es wenig aufregend in den Tagen in Pa Lungan. Bei den Nachbarn ging ich fischen und konnte dadurch sogar zum Abendessen beitragen. Jedesmal wenn ich jemanden erzaehlte, ich sei Deutscher, fiel der Name Lutz. Ich hoerte, er sei aus Deutschland und lebte im Nachbartal. Er solle ein nicht sehr gespraechiger Zeitgenosse sein und gerne auf Baeume klettern. Irgenwann packte es mich ihn zu finden. Ich wollte mich selbst von der Person ueberzeugen, ueber die ich so viele merkwuerdige Dinge gehoert hatte. Also machte ich mich auf den Weg und suchte - vergeblich. Irgendwie war ich auch froh, ihn nicht gefunden zu haben. Merkwuerdige Personen alleine im Dschungel zu suchen, gibt einem schon ein komisches Gefuehl.
Trotzdem war Pa Lungan in keinerlei Hinsicht enttaeuschend. Es ist eines der schoensten Doerfer, die ich besucht habe. Das Essen hier war hervorragend und meist viel zu viel. Das Leben hier ist einfach, aber aeusserst herzlich.
Wichtig fuer uns war es Kraefte zu sammeln und uns auf das vorzubereiten, was bevorstand: Der lange Marsch durch den Dschungel. Philip erklaerte sich bereit unser Guide zu sein und gemeinsam steckten wir die Route ab. Wir waren bereit fuer die kommenden Tage...

Rumble in the Jungle - Die Bruecke bei Pa Ukat

...am naechsten Morgen machten Josh, Leon und ich uns auf den Weg nach Pa Lungan. Steven hatte einige selbst gemalte Karten von der Umgebung, die wir abmalten und -fotografierten. Damit sollten wir es auch ohne Guide bis zum naechsten Zwischenstopp schaffen. Leon und ich hatten all unsere Besitztuemer auf dem Ruecken, waehrend Josh nur das Noetigste fuer zwei Tage dabei hatte. Wir hingegen hatten noch zusaetliche Vorraete fuer einige Tage im Dschungel im Gepaeck.
Bis zum ersten Dorf auf unser Route schafften wir es problemslos. Aus Pa Ukat heraus fuehrte laut unseren Infos eine ueberdachte Bruecke und weitere 15 min spaeter sollte ein Hinweisschild folgen. Die Bruecke fanden wir und folgten dem Pfad. Nach rund einer halben Stunde hatten wir das Schild immer noch nicht gefunden. Wahrscheinlich hatten wir es einfach uebersehen. Da der Boden sehr tief war, konzentrierten wir uns eher auf den naechsten Schritt als auf die Umgebung. Wir fanden einen Fluss, den wir auf schmalen Bambusstaeben ueberquerten, aber irgendwie passte unsere Route nicht 100%ig zu unseren Infos. Schliesslich standen wir irgendwo im Regenwald und waren uns sicher, dass dies nicht der richtige Weg ist. Nochmals scannten wir alle unsere Infos und fanden Koordinaten auf einer der Karten. Bisher war mein GPS ein teures Spielzeug gewesen, aber ich habe mir immer gesagt: "Irgendwann wirst Du es baruchen." Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Wir waren rund 5,5km vom Kurs abgekommen. Den Weg zu verlassen und quer durch den Dschungel zu laufen ist trotz GPS das duemmste, was man machen kann. Also kehrt Marsch und zurueck bis zur Bruecke. Dort angekommen suchten wir vergeblich nach einem besseren Weg. Wir mussten noch einen Schritt weiter zurueck und landeten wieder im Dorf. Dort fanden wir heraus, dass wir die falsche Abzweigung genommen hatten und es noch eine zweite ueberdachte Bruecke gab. Wie viele Doerfer mir rund 30 Einwohner ausserhalb der Zivilisation gibt es, die zwei ueberdachte Bruecken haben?!?

Als wir erst einmal auf dem richtigen Weg waren,
ging es einfach voran. Es ging hoch und runter durch den Urwald, wir wateten durch Schlamm, durchquerten Sumpflandschaften auf schmalen Bambusstegen und wanderten durch Farnfelder. Der Regen liess uns die meiste Zeit zufrieden und nach drei Stunden hatten wir endlich die Haengebruecke nach Pa Lungan erreicht. Insgesamt hatten wir sechs anstatt vier Stunden gebraucht. Muede, schweissdurchnaesst und voller Schlamm hatten wir unser Homestay, das zumindest fuer Leon und mich unser zu Hause fuer die kommenden drei Naechte sein sollte, nach dieser anstrengenden Wanderung erreicht...

Sonntag, 26. Februar 2012

Wo bin ich? Teil 4



Wie immer geht es auch hier wieder um ein Souvenier von meiner Reise.

Tipp: Hier koennte einer reichsten Maenner der Welt beten

Rumble in the Jungle - Jungle Joe


...im Longhouse, in dem Steven wohnte, wurden Leon und ich von Tine, seiner daenischen Frau, und ihrem 5 Monate alten Sohn Noah mit frisch gepflueckten Ananas begruesst. Gleich fuehlten wir uns wie zu Hause. Hier war es eher wie in einer Kunstaustellung oder in einem Atelier, denn Steven ist - wie ich finde - ein begnadeter Maler. Wir liessen die Seele baumeln und genossen das Panorama der sanft-gruenen Berge, die das Tal, in dem Bario liegt, umrahmten. Der Ort strahlte einen unheimlichen Frieden aus - andere wuerden sagen: Hier ist nichts los. Steven zeigte uns anhand seiner selbst gemalten Karten, was hier in den Highlands so moeglich ist, und Leon und ich schmiedeten weitere Plaene. Fuer den naechsten Tag beschlossen wir die Gegend per Kajak zu erkunden.
Stu, ein Freund von Steven und Tine, wollte uns auf unser Dschungel-Kajaktour begleiten. Flussaufwaerts war ein wenig Arbeit noetig, aber flussabwaerts konnten wir uns im wahrsten Sinne des Wortes treiben lassen und den Urwald geniessen. Gelegentlich kreuzte ein Hornbill unseren Weg oder die Bueffel am Flussufer begutachteten uns mit grossen Augen. An einer Huette hielten wir, um zu schauen, wer oder was sich hier verbirgt. Sie war verlassen und eine dicke Staubschicht bedeckte das Innere. Wir spielten CSI, konnten aber nicht herausfinden, wer hier gelebt hatte. Nur einige nuetzliche Gegenstaende mussten wir beschlagnahmen. Ein wenig weiter flussabwaerts hielten wir an und folgten einem kleinen Pfad in den Dschungel. Wir lernten, welche Fruechte geniessbar sind und einige weiter nuetzliche Fertigkeiten. Da wir unsere kleine Exkursion barfuss unternahmen, lernten wir auch das Wesen der Blutegel erstmals kennen - es war eine blutige Erfahrung, aber im Dschungel unvermeidbar. Fuers Essen stoppten wir an einer freien Uferstelle und machten Feuer. Immer wieder hatten wir und das Feuer mit dem kuehlen Nass von oben zu kaempfen. Regenwald - der Name ist Programm.

Irgendwann auf dem Rueckweg kam bei Leon und mir die Frage auf: "Wie heisst er eigentlich nochmal?"
"Aehm, keine Ahnung, mein Namesgedaechtnis ist schreklich."
"Nennen wir ihn Jugle Joe."

Natuerlich haben wir Stu nicht so genannt, aber fuer uns war er Jungle Joe - und wir hatten einen fantastischen Tag mit ihm! Als wir nach Sonnenuntergang wieder in unser Domizil kamen, wartete schon das Abendessen auf und, genauso wie Josh, der unser Begleiter auf unser ersten Etappe durch den Dschungel werden sollte..
.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Rumble in the Jungle - Runter kommen sie alle

In Mulu lernte ich Leon kennen, der ebenfalls alleine auf Reisen war. Schnell fanden wir heraus, dass wir aehnliche Ideen und Vorstellungen vom Reisen hatten, und so beschlossen wir die naechsten Abenteuer gemeinsam anzugehen. Das Ziel sollten die Highlands im Herzen Borneos sein. Schon am naechsten Tag waren die dazu notwendigen Fluege gebucht und einige Tage spaeter sassen wir im Flieger nach Bario. Es sollte der aufregendste Flug meines Lebens werden. Nicht nur, dass das Gepaeck gewogen wurde, sondern auch wir mussten auf die Waage, bevor wir das winzige Flugzeug bestiegen. Wir sassen ganz vorne im Flugzeug, mit uns nicht mal ein Dutzend anderer Passagiere und jede Menge Vorraete. Vor dem Start gab es noch einen kleinen Plausch mit den Piloten, denen wir waehrend des gesamten Fluges bei der Arbeit zuschauen konnten. Unter uns wie immer nur gruen, vereinzelt sahen wir Holzfaeller-camps. Irgenwann erspaehte ich einen kleinen Flughafen unter uns - es war Mulu, wo ich noch einen Tag vorher gewesen war. In einige der Hoehlen, die ich waehrend meiner Woche in Mulu erkundet hatte, konnte ich vom Flugzeug hineinschauen. Als die Berge hoeher wurden und die Wolkendecke dichter, wussten wir, dass unser Ziel nicht mehr weit war. Der Laerm der Propeller machte es fast unmoeglich zu kommunizieren und manchmal, wenn wir die Wolken umkurvten, war das Gefuehl im Magen etwas flau. Doch dann ging es schon hinunter. Durch das Cockpit verfolgten wir den Landeanflug auf Bario. Die Landebahn war wirklich kurz, doch unsere Piloten brachten uns sicher nach unten. Unsere Rucksaecke entluden wir selbst und keine fuenf Minuten spaeter trafen wir Steven, der unser Gastgeber fuer die naechsten zwei Naechte sein sollte...

Dienstag, 14. Februar 2012

Underground

Gruen, alles was ich sehen konnte war gruen, als ich im Anflug auf Mulu war. Irgendwo, vielleicht 100km suedlich von Brunei, setzte unser Flugzeug auf einer kleinen Landebahn auf. Jetzt war ich wirklich mitten im Dschungel. Mit dem Auto hierher zu kommen ist unmoeglich, es gibt einfach keine Strasse hierher. Die einzig andere Moeglichkeit ist per Boot oder langem Marsch durch das niemals endende Gruen.
Der Grund, warum ich mich auf den Weg nach Mulu gemacht hatte, waren die Hoehlensysteme, die die groessten der Welt sein sollen. Nach meiner Cavingtour auf den Philippinen hatte ich Blut geleckt und wollte mehr vom Untergrund kennenlernen. Nach ein paar Tagen war es dann soweit; ich hatte zwei Tage unter der Erde vor mir. Tag eins war nur dazu da, um mich ein wenig aufzuwaermen. Vielleicht zwei oder drei Stunden in der Hoehle, ein wenig hoch und runter sowie ein paar kleine Seilpassagen - es war fast wie ein Spaziergang.
Der zweite Tag sollte wesentlich anstrengender werden. 4,8km lang ist die Passage zwischen den beiden Hoehlen, die ich erkunden wollte. Der Einstieg war recht einfach, denn auf den ersten Metern gibt es noch einen richtigen Weg mit Gelaender und Belechtung. Danach hiess es Helm auf, Leuchte an und auf die Batterien vertrauen. Im Hintergrund waren staendig die Geraeusche der Fledermaeuse und tropfendes Wasser zu hoeren. Stunde um Stunde ging es hoch und runter, links und rechts. Zu Glueck waren an einigen Stellen Seile angebracht, denn 10m gerade runter war keine Seltenheit. Die Luftfeuchtigkeit hier unten war extrem hoch und anstrengend; im Schein der Lampe sah man die einzelnen Tropfen in der Luft schwirren. Meine Kleidung war mittlerweile schweissgetraenkt und in allen Moeglichen brauntoenen gefaerbt - eine Mischung aus Lehm und Guano und vom Geruch muss ich gar nicht erst sprechen. Am meisten forderten mich die Passagen, an denen man sich durchzwaengen musste und es gleichzeitg steil nach unten ging. Abrutschen verboten! Ein gebrochenes Bein ist kein Spass, erst recht nicht hier unten. Und fuer die, die mit ihren Baeuchen prahlen: Selbst mit Bauch einziehen koennte es eng werden. Mittlerweile waren es nun fuenf Stunden unter der Erde, doch das Highlight sollte noch kommen. Ein Fluss wiess die Richtung zum Ausgang der Hoehle. Er war vielleicht acht bis zehn Meter breit und die Stroemung reisserisch. Noch war es rund einen Kilometer bis zum Ende und er musste mehrere Male durchquert werden. Bis zur Brust stand ich im Wasser, meist jedoch musste ich schwimmen und mich an Seilen durchs Wasser ziehen. Eine Unachtsamkeit und die Stroemung nimmt einen mit - und was unter was ist, ist schwer zu sehen im Schein der Lampe.
Und dann, nach fast sieben Stunden - das Licht am Ende des Tunnels! Muede und erschoepft, vollkommen drecking und stinkend, trotz der Flusspassage, hatte ich mein Ziel erreicht!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Um Kopf und Kragen

Nach den schneebedeckten Gipfeln des oestlichen Himalayas und dem Leben als Robinson Crusoe auf den Philippinen hat nun ein neues Kapitel meiner Reise begonnen: der Dschungel.
Von Singapur habe ich mich auf den Weg nach Borneo gemacht, auf der Suche nach wilden Tieren, Headhuntern und neuen Abenteuern...
Die erste Station war Kuching; ein guter Ausgangspunkt, um sich an Land und Leute zu gewoehnen, Informationen zu sammeln und letzte Vorbereitungen zu treffen. Da ich die ersten Tage der einzige Backpacker in meinem Hostel war, kam ich sofort in Kontakt mit den Einheimischen. Die Menschen hier sind ein guter Mix aus verschiedenen Kulturen. Die meisten haben chinesische Wurzeln, andere sind Muslime von der malayischen Halbinsel und natuerlich leben hier viele Menschen von den Staemmen des Dschungels.
Und genau diese waren frueher Headhunter. Noch immer leben viele in Longhouses versteckt in der gruenen Hoelle. Longhouses sind Holzhaeuser, die auf Pfaehlen gebaut sind und bis zu 40 Familien beherbergen. Kommt man hier zufaellig waehrend eines Festes vorbei, dann muss man mit ihnen trinken. An jeder Tuer bekommt man lokalen Reiswein serviert - und es ist aeusserst unhoeflich abzulehnen. Die ersten Drinks sind noch akzeptabel, aber bei 40 Familien... Nicht selten ist es vorgekommen, dass man am naechsten Morgen aufwacht und mit der Tochter des Stammesfuehrers verheiratet ist. Frueher war dies jedoch anders. Wenn man heiraten wollte, dann musste man seinem zukuenftigen Schwiegervatermindestens drei Koepfe praesentieren, um zu zeigen, dass man Mann genug ist fuer seine Tochter. Besonders die Koepfe von Frauen haben einen grossen Wert. Mit so einer Trophaee beweisst man besonderen Mut, weil man bis ins Herz des feindlichen Stammes eingedrungen ist und eine Frau erbeutet hat. Noch heute sind die Longhouses mit den Schaedeln der unseeligen geschmueckt. Angst selbst einmal dort zu haengen braucht man allerdings nicht haben, seit vielen Jahren wird die Menschenjagd nicht mehr praktiziert.
Um Kuching herum gibt es noch einige wilde Orang Utans. Mein erster Versuch, als ich mit einem Einheimischen in den Dschungel bin, um welche zu finden, ist leider fehlgeschlagen - es sind eben wilde Tiere. Aber hier auf Borneo gibt es noch viele Orte, an denen die Chance gross ist, welche zu erspaehen.
Nun ist es allerdings erst einmal Zeit fuer andere Abenteuer im Gunung Mulu Nationalpark...

Donnerstag, 2. Februar 2012

City of Tiger

Einen Tag und zwei Naechte hatte ich Zeit in der saubersten, strengsten und einer der teuersten Staedte der Welt. 70 Euro war mein Budget und ich wollte testen, was man damit alles in Singapur unternehmen kann.
Mein Dorm teilte ich mir mit drei Chinesen, die anscheinend dort wohnten. 8qm, vier Betten, ein Fernseher, ein Stuhl und kein Fenster. Aber das war nicht so schlimm; ich wollte die Stadt sehen.
Ich hatte gehoert, es gaebe noch primaeren Jungle in Singapur. Nach dem Fruehstueck besorgte ich mir eine Tageskarte und los ging's. Und tatsaechlich, Jungle mitten in der Stadt mit Lizzards, wilden Affen, singenden Voegeln und vielem mehr. Ich lief auf Wanderwegen und Mountainbiketrails durch den Urwald, kletterte ueber Felsen und entdeckte sogar eine Hoehle. Wahrscheinlich kennen nur sehr wenige Menschen diesen Ort. Das beste aber war, dass ich nicht ein bisschen Stadtlaerm hoerte.
Nach vier schweisstreibenden Stunden meldete sich mein Magen. Wo isst man in Singapur gut und guenstig? Entweder in Chinatown oder Little India. Ich entschied mich fuer Daal Chapati an einem der unzaehligen Essenstaende. Erinnerungen an meine Tour 2010 kamen da wieder hoch.
Von Little India aus liess ich mich treiben, natuerlich zu Fuss. Ich kam am beruehmten Raffles vorbei, bis ich schliesslich im touristischen Herzen der Stadt war - der Marina Bay. Nachdem ich genug von posierenden Chinesen hatte, machte ich meine Runde um die Bay, vorbei an den riesigen Finanztempeln, ueber die Helixbridge und weiter zum Riesenrad.
Gleich neben dem Riesenrad sah ich die Boxengasse des alljaehrlichen F 1-Rennen. Ich dachte, was der Vettel kann, das kann ich auch. Also los. Ich wollte auf den Siegerbalkon schleichen und den Vettel-Finger machen. Leider erwischten mich die Sicherheitsleute und baten mich hoeflich, aber mit Nachdruck, das Gelaende zu verlassen.
Noch hatte ich Zeit mehr von der Stadt zu sehen. Vom Kreuzfahrtterminal wollte ich nach Chinatown wandern. Es ging ueber einen Berg, von dem man einen guten Ausblick auf Sentosa Island hat, und weiter in irgendeine Richtung. Da ich weder Reisefuehrer noch Karte hatte, fragte ich immer wieder nach dem richtigen Weg. Die Leute hielten mich fuer verrueckt, weil ich laufen wollte. Kein Wunder, dass es hier so viele Uebergewichtige gibt. Querfeldein durch die Wohnbloecke war es gar nicht weit.
Chinatown selbst ist sehr touristisch angelegt und mein Abendessen dort war zwar guenstig, aber eher mittelmaessig. Vielleicht bin ich auch zu verwoehnt nach meinem Monat in China.
Spaet abends kam ich zurueck ins Hostel und hatte nach Abzug von Fruehstueck und Flughafentransfer noch genug Geld fuer ein wohlverdienstes Feierabendbier.
Mein Fazit: Ich war positiv von Singapur ueberrascht, besonders weil ich es nach neun Jahren anders in Erinnerung hatte; es ist eine sehr lebenswerte Stadt mit vielen Facetten und Sehenswuerdigkeiten. Klar, es ist das teuerste Pflaster in Suedostasien, aber man kann auch hier relativ guenstig leben. Und den Sparfuechsen unter Euch sei gesagt, dass man hier schon fuer 1 Euro campen kann. Probiert es selbst mal aus...