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Sonntag, 27. Juni 2010

Ein ganz normaler Tag in Dharamsala...

Kennt ihr das, wenn der Tag planmaessig beginnt und dann doch alles anders kommt als gedacht?

Wie jeden Morgen war ich bei meinem Tibetischunterricht und danach in der Bibliothek, als der Monsun aufzog. Ich hatte sowieso wenig Lust noch laenger in der Bibliothek zu hocken und machte mich in der naechsten Regenpause auf den Weg in Richtung nach Hause. Leider ist das Wetter hier in den Bergen schwer vorhersehbar. Nach ungefaehr einem Kilometer den Berg hinauf sah ich ein Auto , das perfekt im Strassengraben geparkt hatte. Der Graben war allerdings nicht viel breiter, als das Auto. So lag es perfekt auf der Beifahrerseite und nebendran standen fuenf Gestalten. Allen ging es Gott sei Dank gut. Nachdem ich ihnen nicht helfen konnte, ging es weiter den Berg hinauf. Wie das Wetter es so wollte begann es sofort wieder zu regnen.
Also machte ich mich auf zur naechstgelegenen Dhaaba. Das ist so etwas aehnliches wie ein winziges Teelokal mit Kiosk. In der Dhaaba kam ich recht schnell ins Gespraech mit einer Franzoesin, einem Tibeter und zwei Einheimischen. Die beiden Einheimischen erzaehlten mir Dinge ueber die Volksstaemme, die hier in Dharamsala lebten, bevor der Dalai Lama und die Tibeter kamen. Es waren total schraege Sachen ueber das Leben und vor allem ueber dem Glaube und dessen Ausuebung. Nach ungefaehr einer Stunde hoerte es auf zu regnen und die spannende Geschichtsstunde endete. Also ging es weiter den Berg hinauf.
In McLeod Ganj schlenderte ich auf der Suche nach einem guten neuen Buch durch die Strassen. Dort sprach mit ein Strassenjunge an, den ich schon zwei Tage vorher getroffen hatte. Er wollte etwas zu essen. Kurzerhand lud ich ihn zum Essen ein. Er war 17 und von Beruf Schuhputzer. Nachdem sein Vater vor einigen Jahren gestorben war, musste er sich um die Familie kuemmern. Seitdem ist er hier in McLeod Ganj und versucht sich und seine Familie durchzubringen - und das mit gerade einmal 17. Mittlerweile war mein Zeitplan total durcheinander gekommen. Also machte ich mich schnell auf den Weg weiter den Berg hinauf nach Bhagsu.
Unterwegs traf ich auf Lilly. Sie war eine Backpackerin, die gestrandet ist. Sie ist hier in einem Mix aus Meditation, Hippieleben und Drogen ohne Geld hier haengengeblieben. Ich glaube, sie wird sich durchschlagen, wenigstens hatte sie noch Plaene.
Endlich in Bhagsu angekommen, traf ich auf "The two huge German girls" und James. Mit den dreien habe ich die letzten Tage viel Zeit verbracht. Zumeist haben wir abends Fussball geschaut, Schach gespielt und einfach nur im Restaurant abgehangen. James ist mittlerweile mein Mitbewohner und wir haben viel Spass zusammen. Gestern waren wir trekken. Die Wanderung nach Triund dauert ungefaehr drei Stunden. Es sind fast 1.000 Hoehenmeter. Leider zogen (mal wieder) Wolken auf, als wir oben auf dem Hochplateau auf fast 3.000m Hoehe waren. Es war eine tolle Wanderung, viele tolles Fotos inklusive. Leider eben nur bis zur Haelfte des Weges, wegen der Wolken.
Ansonsten treffe ich hier extrem viele Israelis. Wir nennen den Ort hier schon "Little Israel". Ich muss hier weg. Es ist zwar schoen, aber die mittlerweile ueber zwei Wochen sind genug, ich habe gute Informationen sammeln und mich auf weitere Stationen vorbereiten koennen. Mit James werde ich in den kommenden Tagen nach Dalhousie weiterfahren, wenn nicht doch alles anders kommt, als gedacht...

Montag, 21. Juni 2010

Neues aus Dharamsala

Hallo alle zusammen!
Heute mal wieder aus Dharamsala. Leider habe ich den Dalai Lama immer noch nicht sprechen koennen, aber ich habe noch ein Ass im Aermel. Aufgegeben wird nicht. Zur Zeit ist er sowieso in Japan unterwegs und kann mich meinen Nachforschungen widmen. Wie ich schon berichtete lerne ich gerade Tibetisch. Jeden Tag eine Stunde Unterricht. Schaut Euch den Ausblick aus meinem Klassenzimmer an. Das Alphabet kann ich schon, sowohl lesen, als auch schreiben. Ich denke mit dem Sprechen wird das in dieser kurzen Zeit nicht wirklich etwas. Trotzdem werde ich weiterhin jeden Morgen die 45 Minuten bergab zur Central Tibetan Administration (CTA) laufen. Das schlimme ist jedoch der Rueckweg, eine Stunde bergauf. Zwei Stunden Joggen sind dagegen nicht viel. Neben dem Sprachkurs verbringe ich viel Zeit dort unten bei der CTA. Jeden Tag sitze ich in der Bibliothek und recherchiere. Beinahe taeglich treffe ich Minister von der tibetischen Exilregierung und unterhalte mich mit ihnen. Auch sonst trifft man viele interessante Menschen, die etwas zu meinem Thema sagen koennen. Urlaub ist hier nur abends.
Selbst hier am Rande des Himalayas ist es kein Problem alle Spiele live auf Leinwand zu sehen. Jeden Abend (3,5 Std. Zeitverschiebung) fuellt sich die Bar/Restaurant mit Menschen aus aller Welt. Jeder feuert sein Land oder zumindest den Aussenseiter an. Ich habe Koreaner noch nie so emotional gesehen wie beim Fussball. Vorgestern hatte ich die Ehre mit meinem neuen Freund Tenzin Fussball zu schauen. Tenzin ist ein Moench. Er hat zwar keine Ahnung von Fussball, aber er hat ordentlich mitgefiebert. Waehrend jeder Zeitlupe bekam er einen Lachanfall. Es war herrlich.
Der Vorort, in dem ich wohne, ist vollkommen ueberlaufen mit Touristen. Dementsprechend gibt es hier fast alles, was man braucht. Es gibt hier viele "German Bakerys". Das soll aber nichts heissen. Das Essen hier ist aus aller Welt. Seit Malte und Veith am Donnerstag weitergereist sind, verbringe ich viel Zeit mit Essen. Besonders gerne habe ich Tandoori Chicken. Fast jeden Tag habe ich eines gegessen. Das gibt es in allen Variationen und hat immer gut geschmeckt!
So langsam gehen mir die Hippies hier auf die Nerven, trotzdem bin ich oft sehr gluecklich. Mal sehen, wie lange ich hier noch brauche. Ich denke, ich werde noch etwa eine Woche hier sein und dann weiterziehen.
Bis dahin, schoene Tage...

PS: Da die Diaschau nicht funktioniert, habe ich bei den alten Posts noch Bilder hinzugefuegt.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Dem Himmel ein Stueck naeher

Auf meiner Suche nach dem Dalai Lama bin ich ein gutes Stueck vorangekommen. Ich bin in McLeod Ganj, 2083m NN; das ist da, wo er wohnt.

Da ich jetzt einige Zeit hier verbringen werde, weil ich hier einen Grossteil meiner Forschungen anstelle und tibetisch lerne, moechte ich zunaechst einmal ueber die Menschen, die hier so sind, etwas erzaehlen:

Da gibt es die Hippies. Wenn man verrueckte Menschen kennenlernen will, dann hier. Manche sind Weltreisende, die so viele unglaubliche Geschichten erzaehlen koennen, dass man den ganzen Abend unterhalten ist. Es gibt hier hunderte verschiedene Yoga- und Meditationskurse, Tantra, Massagen... Manche Leute, die ich hier getroffen habe, waren im Kloster, in dem man nicht miteinander sprechen oder sich gegenseitig in die Augen schauen darf. Manchmal wird hier auf der Strasse spontan Musik gemacht und getanzt. Die Leute sind echt crazy.

Die Einheimischen sind zum Grossteil geflohene Tibeter. Bisher habe ich sie als sehr ehrliche Menschen wahrgenommen, die einen nicht ueber den Tisch ziehen wollen. Leider sind viele von ihnen sehr arm und wenig gebildet. Die Lebensweise der Menschen hier ist im Vergleich zu unserer sehr langsam. Wenn man im Restaurant etwas zu Essen bestellt, kann man locker auch mal bis zu einer Stunde warten. Getraenke gehen ein klein wenig schneller.

Die Inder, die hier sind zu einem Grossteil Touristen oder fleissige Geschaeftemacher. Viele indische Touristen kommen nach McLeod Ganj, um sich mal so richtig auszutoben - und das richig! Zu den hier lebenden Indern nur ein Satz: "Everything's possible, no problem."

Die Glaeubigen: Hier muss man zwischen Esos, Pilgern sowie Nonnen und Moenchen unterscheiden. Es sind echt viele Nonen und Moenche, die sich im "Grossraum Dalai Lama" rumtreiben. Leider habe ich bisher nicht so viele von ihnen kennengelernt, ausser meiner Lehrerin. Meine Lehrerin ist eine alte, sonnengegerbte, putzige Nonne, die uns sehr streng die Ausprache der tibetischen Buchstaben beibringt.
Der Obermoench hat gestern eine oeffentliche Audienz gegeben, zu der Veith, Malte und ich gehen wollten. In den Tempel durften wir leider keine Telefone und Kameras mitnehmen. So musste also das gute alte Schick-Schnack-Schnuck entscheiden, wer draussen warten musste. Dort an der Tuer trafen wir einen Kanadier, der seine gute Kamera einfach unserem Verlierer (ich war es nicht) in die Hand drueckte. Wir verabredeten uns, dass wir uns nach der Audienz in einem Strassencafe treffen wuerden. Nach fast einer Stunde hatten wir keine Lust mehr zu warten, jedoch eine Kamera. Irgendwann, so nach zwei Stunden, fuhren wir zufaellig an ihm vorbei. Er hatte sich nie Sorgen um seine Kamera gemacht; das nennt man Vertrauen.

Es gibt hier so viele verschiedene Menschen und Charaktere, ich koennte noch vieles weitere erzaehlen. Ich bin hier sehr gluecklich. Bald mehr...

Sonntag, 13. Juni 2010

Turbane und Nationalstolz

Heute ein Bericht ueber Amritsar.

Amritsar liegt im Bundesstaat Punjab, direkt an der Grenze zu Pakistan. Sie ist die heiligste Stadt fuer die Sikhs. Das sind die mit dem Turban oder mit dem lustigen Bommel auf dem Kopf. Die Stadt war schon sehr gegensaetlich zu Chandigarh. Mehr Menschen, enge Gassen und viel mehr Dreck. Das liegt sicher auch daran, dass die Sikhs zu dem goldenen Tempel pilgern, der sich mitten im Zentrum der Stadt befindet. Sowieso ist das ganze Pilgern der totale Wahnsinn hier. In den Gebaeuden rund um den Tempel herum gibt es Schlafmoeglichkeiten fuer jeden, der dort schlafen moechte. Malte, Veith und ich sind natuerlich auch dorthin, um einen Platz zu ergattern, zumal es kostenlos ist (Spende wilkommen). Auch kostenlos Essen war dort kein Problem. Das Ganze hatte Aehnlichkeiten mit einer Legebatterie. Soviele Menschen hausten auf engstem Raume; wir haetten noch drei Plaetze auf dem Fussboden bekommen koennen, doch wir haben uns dann fuer die Hotelvariante entschieden.
Der Goldene Tempel selbst ist schon toll; er steht auf einer Insel, umgeben von heiligem Wasser, das auch gerne fuers Karma getrunken wird. Man muss auch ganz speziellen Regeln folgen, wie z.B. das Tragen eines "Piratenkopftuches". Es ist schon der Wahnsinn (positv gesehen) wie Menschen in der Religion aufgehen koennen.

Eine weitere Sache, der wir in Amritsar zu Teil wurden, war die Grenzschliessungszeremonie zwischen Indien und Pakistan. Wir haben sehr ueber dieses Ritual diskutiert und fanden es aus unser europaeischen Sicht teilweise schon sehr bedenklich. Puenktlich kurz vor Sonnenuntergang stroemen Menschenmassen auf die eigens dafuer gebauten Tribuenen und dann bekommen sie ihr rund-um-sorglos-Paket Nationalstolz. Zunaechst duerfen Kinder mit Indienfahne auf das Grenztor zulaufen, waehrend das Publikum ihnen zujubelt. Dann Betritt irgendwann der "Hetzer" die Manege. Man hoert immer wieder "Hidustan" und, wenn ich es richtig verstanden habe, "Tod Pakistan". Natuerlich schallen aehnliche Sprueche auch von der anderen Seite der Grenze herueber. Bei der eigenlichen Zeremonie plustern sich die Grenzsoldaten, die so etwas wie einen Hahnenkamm auf dem Kopf tragen, vor ihren Gegenuebern auf, zeigen sich gegenseitig ihre Muskeln oder bruellen um die Wette. Letztendlich werden die Tore geoeffnet, die Kommandeure schuetteln sich die Hand und dann werden sie Fahnen eingezogen. Fahne weg, Tor zu, Ende der Veranstaltung. Das ganze soll zwar ein Freundschaftsakt sein, aber meiner Meinung nach ist dieses nationalistische Getue schon nicht so ganz ungefaehrlich.

Nach Amritsar begebe ich mich weiter nach Dharamshala, auf der Suche nach Seiner Heiligkeit...

Freitag, 11. Juni 2010

Namaste India

Endlich in Indien...

Das war auch eine Tour bis ich endlich mal irgendwo angekommen bin. Erst sechs Stunden nach Dubai, dann fuenf Stunden Flughafen und dann weitere vier bis Delhi. Ich liebe diese klimaanlagengefilterte Luft. Wenigstens war ueberall das Essen und das Entertainmentprogramm gut.

In Delhi angekommen habe ich schon auf dem Flughafen alle meine Plaene umgeworfen. Im Nachhinein bin ich auch echt gluecklich darueber. Ich habe naemlich Veith und Malte kennengelernt, mit denen ich seitdem unterwegs bin. Wir mussten einfach aus Delhi raus. Delhi ist ungefaehr 2,5 mal so gross wie Hamburg, hat aber mindestens zehnmal soviele Einwohner. So ging es mit einigem Stress zum Zug nach Chandigarh.

Chandigarh ist so ziemlich die sauberste Stadt Indiens und ist von irgeneinem Schweizer Architekten auf dem Reisbrett geplant worden. Sie gesamte Stadt ist symmetrisch in Rechtecke aufgebaut. Dort heissen die Stadtteile nicht St. Pauli oder Altona, sondern Sektor 1 bis Sektor XY. Zum Ausgleich zu dieser monkigen Ordnung hat der feine Herr Architekt noch einige andere Meisterwerke der Stadt beschert. Das eine ist der Rock Garden; eine Art Labyrinth aus Seinen, Felsen, Wasserfaellen und sonstigem Bauschutt. Das Ding ist echt abgefahren. Malte und ich, aber besonders Veith mit seinen hellen blonden Haaren, waren aber die eigentliche Attraktion. Ich weiss gar nicht wie oft ich mit irgendwelchen fremden Menschen posieren musste, nur damit diese ein Foto mit einem "Bleichgesicht" haben.
Ein weiteres architektonisches Meisterwerk des besagten Schweizers war das Riegierungsgebaeude des Bundesstaates Punjab und Haryana. Es hatte den Charme eines sowjetischen Plattenbaus, wurde aber als Highlight deklariert. Die Geschmaecker sind eben unterschiedlich. Um uns diesen Plattenbau anzuschauen, bedurfte es vier Passkontrollen, mehrerer Unterschriften und Stempeln sowie zwei Leibesvisitationen. Zusaetzlich wurden wir die gesamte Zeit von einem netten jungen Soldaten mit Maschinengewehr durch dieses "archtektonische Meisterwerk" gefuehrt. Eine echte Erfahrung das ganze, aber letztendlich eine Enttaeuschung.

Der naechste Halt auf unser Reise ist Amiritsar. Dazu mehr beim naechsten Mal...

Montag, 7. Juni 2010

Ich bin dann mal weg...

Endlich ist es soweit!
Ich sitze auf gepackten Koffern, bzw. meinem Rucksack. Mein Rucksack ist ein Wunder. Ich habe es doch tatsächlich geschafft meinen 32 Liter-Rucksack nicht voll zubekommen. Er wiegt gerade einmal sechs Kilo. Ich glaube, ich habe trotzdem alles dabei, was ich in den nächsten drei Monaten brauchen werde.
In den letzten Tagen wurde ich des öfteren gefragt, ob ich aufgeregt sei. Irgendwie bin ich das überhaupt nicht. Vielleicht verwechsele ich das mit Vorfreude. Zumindest fühle ich mich auf der Welt zu Hause. Indien ist zwar nicht mit hier vergleichbar, aber kann mir jemand die Frage beantworten, in welchem Ort auf der Erde es keine Schlafmöglichkeit, Essen und nette Menschen gibt?! Habe ich Angst vor dem, was passieren könnte? Warum? Man darf nur nicht leichtsinnig sein. Ich hatte noch nirgendwo auf der Welt ernsthafte Probleme.
Letzte Woche wurde ich darauf angesprochen, warum ich denn nicht erst nach der WM fahre. Nach dem Spiel am letzten Donnerstag habe ich ohnehin sehr gemischte Gefühle über unser Team. Auch wenn wir Weltmeister werden sollten, dann kann das auch nicht die WM vor vier Jahren toppen. Einige Gebirgspässe, die ich überqueren will, sind sind nur im Sommer geöffnet und außerdem kann es dort oben Nachts ziemlich kalt werden. Man muss also die beste Zeit finden - und dass ist nunmal bald.
Die ersten Reisepartner habe ich auch schon gefunden. Das finde ich großartig von Euch beiden!
Zum Schluss noch einige kurze Worte zum letzten Wochenende: WELTKLASSE!!! Körperlich hat es mir einiges abverlangt, aber emotional werde ich noch lange davon zehren. Als dann morgens um sieben nach einem guten Frühstück die Sonne schien, war ich glücklich.
Das nächste Mal werde ich mich aus Delhi melden. Also bis bald Deutschland, wir sehen uns im September...